Check den Bindungsstil! – Über die Bindungstheorie erwachsener Beziehungen

Menschen und ihre Beziehungen mögen sich ähneln, doch schaut man genauer hin, fallen einem die verschiedenen Liebes- und Bindungsstile auf.
Bindungsbedürfnisse sind genetisch bedingt und natürlich.

Es kommt vor, dass Narzissmus mit Bindungsangst einhergeht, jedoch eher im partnerschaftlichen Tanz. Schaut man sich die Taktiken der Narzissten an, sind diese vermeidend und beschwören die Bindungsängste bei ihren Partnern.

Wenn ich die Tiefenpsychologie außen vorlasse und die generelle Angst der Narzissten betrachte, sehe ich kaum, dass sie Bindungsängste im Sinne, der Furcht um eine Beziehung oder davor eine Bindung einzugehen, entwickeln.
Sie haben Angst vor Kontrollverlust, Verantwortung, Entzug der Zufuhr und Aufdeckung.
Die Idealisierung und Abwertung entsteht nicht unter Protest, sie entwickelt sich auch nicht unter ernsthaft emotionaler Bindungsaktivierung. Es ist lediglich ein Schauspiel. Bezieht man es auf die Cluster B Persönlichkeitstypen, zeigen sich ängstliche und vermeidende Strategien. Aber auch Menschen ohne Störungen weisen diese Bindungsstile auf.

Statt zu Psychopathologisieren will ich Euch einen allgemeinen Überblick mit an die Hand geben und Beziehungen und ihre Beziehungsstile anleuchten. Sensibilisiert wurde ich dafür durch ein Buch, welches mir fast durch die Hände gerutscht wäre, da mich der Titel leicht abschreckte.
„Warum wir uns immer in den Falschen verlieben –
Beziehungstypen und ihre Bedeutung für unsere Partnerschaft“.
Nö, dachte ich, noch so ein „Frauen sind anders und Männer auch“ Buch. (Wobei es auch da aufschlussreiche Literatur gibt.)

Doch dieses Buch ist anders, es geht um Bindungstypen der Erwachsenen und das hat mit der Geschlechtsidentität nichts zu tun. Die Autoren Dr. Amir Levine und Rachel S.F. Heller haben ihre neurologischen, psychiatrischen und psychologischen Kenntnisse zur Bindungstheorie genutzt um Dynamiken, Checklisten und Forschungsergebnisse in diesem Werk zu präsentieren, welches durchaus zu einer Pflichtlektüre taugt. Denn aus Sicht der Bindungsforscher sollte man sich in Beziehung nicht nur selbstsicherer auch ruhiger fühlen und es als Warnsignal empfinden, wenn dem nicht so ist.

Sie stellten fest, die Hälfte der Menschen führen einen sicheren, beständigen Beziehungsstil. Sie sind zuverlässig, treffen gemeinsame Entscheidungen, können allein aber auch in Beziehungen sich wohlfühlen. Die Kommunikation läuft gut, sie können Kompromisse beiderseitig schließen, haben weder Angst vor festen Bindungen noch vor der Abhängigkeit und sehen in Beziehungen nicht „die harte Arbeit“. Nähe erzeugt bei diesen Menschen, noch mehr Nähe. Sie beziehen ihre Familie und Freunde mit ein, äußern (von sich aus) ihre Gefühle und spielen keine Spielchen.

Juchu!
Doch, auch diese Menschen können sich nicht dementsprechend dauerhaft ohne Kraftaufwand verhalten, wenn sie auf einen der anderen Bindungstypen treffen, was selten zutrifft, aber passiert. Dann neigen wir dazu, es ausgleichen zu wollen und daraus entstehen sehr interessante Dynamiken, die den ein oder anderen hier hellhörig werden lassen dürfte.

Oft treffen sich zwei Bindungstypen, die wie Magnetpole sich gegenseitig  anziehen und abstoßen und was manchmal funktioniert, funktioniert halt nicht. Einen Part übernimmt dann der Vermeidende und den anderen der Ängstliche. Zusammen ergibt es eine toxische Mischung.

Der vermeidende Beziehungsstil

Hier werden widersprüchliche Signale gesendet (Idealisierung/Entwertung), der Wert Unabhängigkeit wird großgeschrieben, frühere Partner werden auch entwertet. Distanzierungsstrategien werden benutzt emotional und körperlich, Beziehungsgrenzen werden betont und es herrscht eine übertriebene romantische Vorstellung, wie Beziehungen sein sollten. Misstrauen und Furcht ausgenutzt zu werden, vom eigenen Partner und starre Einstellungen sowie kompromisslose Regeln bestimmen den Beziehungsalltag. Streitigkeiten wollen sich diese Menschen entziehen oder explodieren und Beziehungsabsichten bleiben undeutlich. Gefühle erraten, ist angesagt und Schwierigkeiten darüber zu sprechen, was in der Beziehung los ist liegen an der Tagesordnung.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass diese Menschen hart an sich arbeiten müssten, um einen solchen Stil aufzubrechen. Therapie und ernsthaftes Interesse an einer Beziehung sind notwendig, in den meisten Fällen hält sich jedoch dieser Stil innerhalb einer Beziehung.

Ich lad Dich ein, Dir einen Tee oder ein anderes warmes Getränk zu holen, denn jetzt wird es richtig interessant.

Der ängstliche Beziehungsstil

Dieser dürfte vielen Lesern bekannt vorkommen. Er ist die klassische Antwort auf den vermeidenden Stil sowie umgekehrt. Manche bringen ihn mit in die Beziehung, andere Entwickeln ihn.
Diese Menschen möchten sehr viel Nähe, äußern Unsicherheiten und haben Angst vor Ablehnung. Sie sind unglücklich als Single, spielen Spielchen, um ihre Aufmerksamkeit und Interesse zu behalten, sprechen Konflikte nicht an und erwarten, dass sie erraten werden. Sie flippen aus und beziehen kaum etwas nicht auf sich. Sie überlassen den Partnern das Beziehungstempo, ihre Gedanken und Sorgen kreisen um die Bindung. Sie haben Angst davor, dass Kleinigkeiten die Beziehung zerstören und strengen sich an, interessant zu bleiben. Sie neigen zur Eifersucht und Co-abhängigkeit.
Dann gibt es noch die ängstlich/vermeidenden Typen die ambivalent wechseln in diesen Bereichen.
Gerade nach narzisstischer Missbrauchserfahrung ist es üblich, in einen der nicht sicheren Bindungstypen zu verfallen, daher auch mein Rat sich selbst zu finden und gesunde Grenzen aufzubauen.

Wozu verstehen?

Das Bewusstsein dieser Stile und ihrer Bindungsaktivierung und Vermeidungstaktiken, der ungleiche Tanz, der dabei entsteht und das Protestverhalten ist weniger komplex als es vorerst den Eindruck vermittelt. Die Erkenntnis daraus und die vielen Tipps und praktischen Übungen in diesem Buch, sowie Tests welchen Bindungstyp man selbst oder der Partner entspricht, können lebensverändernd wirken. Für alle Typen existieren eigene Kapitel und Vorschläge und nein, es wird uns nicht davor bewahren, uns in den oder die Falschen zu verlieben. Aber davor es nicht zu wissen und um zu verstehen, warum Kompatibilität funktioniert und sichere Bindungstypen zum klaren Favoriten zählen sollten.

Das Buch „Warum wir uns immer in den Falschen verlieben“ ist mittlerweile in der 5. Auflage bei Goldmann Verlag erschienen und seit 2010 auf dem Markt.
Hier der Link zum Verlag.

Schutzgärtnerische Grüße
Spirit/Coach
Manja Kendler
Juli 2019

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