Dieses Thema ist ein Kaninchenbau und mit jeder Menge Triggern belastet. Danke für Euren Zuspruch, der mich auf vielen Wegen erreichte, hier im Rahmen meiner Möglichkeiten hinter die Spiegel zu schauen.
Ja, es braucht Mut, genauso viel, wie diesen Beitrag zu lesen, oder zu teilen.
Bitte achtet auf Eure Psychohygiene!
Falls Du meinen ersten Beitrag zum Thema „Sexueller Missbrauch an Kindern – warum Handeln und Kenntnis wichtig sind.“ verpasst hast, bitte ich Dich, ihn auch zu lesen. Bist Du betroffen oder Angehöriger? Bitte schau bei den Links am Ende des Beitrags, welche Art von Unterstützungen es gibt.
Es gibt Anzeichen für Missbrauch bei Kindern, und es gibt auch deutliche Warnzeichen für sexuellen Missbrauch, dennoch fällt es Experten schwer, da klar zu differenzieren, sie gehen davon aus, dass es verschiedenste Symptome und Merkmale gibt, jedoch nicht „die typischen Anzeichen“. Ich beschrieb bereits, für Kinder ist die Welt, der Sexualität der Erwachsenen fremd und nicht begreiflich. Man geht davon aus, dass ein erigierter Penis mit Schambehaarung bereits traumatisierend auf Kinder wirkt. Zu groß, anders, befremdlich, machtausdrückend. Ich habe da nie vorher darüber nachgedacht. Als FKK-Kind habe ich Nacktheit als was Natürliches erlernt, da gab es klare Grenzen, doch es war auch befremdlich. Mit Einsetzen meiner Pubertät verlor ich etwas von diesem Freiheitsgefühl, auch normal laut Psychologie. Auch da durfte ich Grenzen setzen.
Und wenn diese Grenzen wegfallen, sind Kinder oft im Zwiespalt zwischen unangenehmen und angenehmen Gefühlen, nicht verstehen können was da passiert sowie Schuldgefühlen. Gewisse Täterkreise der Pädokriminalität, legen es darauf an, die Dissoziation und Amnesie durch Trauma bewusst zu triggern. Man geht davon aus, dass viele Störungen als Auslöser den sex. Missbrauch mitbringen können und die Lebenserwartung Betroffener, um Jahre gesenkt werden. Typisch wäre auch eine zeitversetzte Auswirkung. Gerade wenn gedroht wird, nach dem Missbrauch, denken Kinder, dass sie sich und anderer Familienmitglieder schützen mit ihrem Schweigen und normal, wie immer, sein müssen. Um das ertragen zu können, erfolgt die Abspaltung vom Erlebten. Je grausamer das Erlebte, desto größer die Abspaltung, bis hin zu möglichen weiteren Identitäten. Alternativen von einem selbst, die stark genug sind, zu ertragen. Sie werden Schauspieler-Marionetten ihrer Umgebung, wer diesen theoretisch natürlichen Selbstschutzreflex perfide benutzt, sind oft narzisstische, sadistische Täterkreise. Allen „Satanic- Panic“ Vertretern, die rituellen Missbrauch infrage stellen und leugnen, denen rate ich zur Bilanz der unabhängigen Kommission der Aufklärung sexuellen Kindesmissbrauch Deutschland, die 10 % aller Berichte dem strukturierten Missbrauch, einschließlich des rituellen Missbrauchs zuordnen.
Ein Großteil aller Missbrauchsfallberichte, sind dennoch Einzeltäter, aus dem familiären Umkreis.
Für den Umgang mit der Erfahrung gibt es zwei Wege: 1. Klagen und leiden. 2 Verarbeiten, verstehen, integrieren und lernen, wie man damit leben lernt. Dazu braucht es Unterstützung. Leider werden hierzulande teilweise Therapien verschleppt, weil man noch vorher die Aussagen der Opfer braucht, was so oder so einer Retraumatisierung gleichkommt. Hier braucht es Stellvertreter, geschützte Räume, Identitätsschutz, Psychologen und Traumatologen, andere Beweismöglichkeiten, als eine möglichst detailreiche Aussage der Opfer direkt vor Gericht.
Was tun bei Anzeichen?
Der nützlichste Rat, den ich finden konnte, war: das Gespräch zu suchen, mit der Frage.
„Belästigt Dich jemand?“ Dann schauen, wie das Kind reagiert. Dazu gehört auch, das Nachfragen und Erläutern. „Ist dir etwas unangenehm? Kommt Dir jemand zu nahe?“ Und dann erneut schauen, wie die Reaktion ist. Wenn das Kind zögert, nicht eindeutig Nein sagt oder überlegt… Dann: „Das kann ein Freund, Lehrer, Tyrann, Bekannter oder jemand in der Familie sein?“ Nicht drängend, lieber ein anderes Mal noch mal fragen. Achtsam und so ruhig, wie es geht, dabei bleiben. Man kann vorsichtig nach ungewollten Berührungen oder Bildern fragen.
Generell darauf hinweisen: wenn etwas unangenehm empfunden wird, protestiert werden darf. Lerne die Unterschiede und Zusammenhänge zwischen Frustration und Unbehagen.
Experten raten dazu, dabei sehr behutsam und natürlich vorzugehen und gleichzeitig detektivisch. Dokumentieren aller Anzeichen, beobachten und dann? Bei Verdacht braucht es einen Sicherheitsplan und es ist nötig, Beratung einholen. Fachstellen aufsuchen, um dann gemeinsam vorzugehen. Das Aufsuchen einer Kinderambulanz mit rechtsmedizinischer Untersuchung ist notwendig. Lange galt es, nicht panisch zu werden und darauf zu verzichten, falsch anzuzeigen. So langsam dämmert es manchen dieser Behörden, dass dieser Weg kontraproduktiv war und Täterschutz par excellence. Panik hilft natürlich niemand, doch lückenlose Aufklärung kann Straftaten und Leid verhindern.
Es ist besser, etwas stellt sich als falscher Verdacht heraus, als Betroffenen nicht zu glauben. Warum? Es gibt mittlerweile großartige Therapieangebote (leider werden nur wenige von den Krankenkassen übernommen). Die Dunkelziffer ist schwer erträglich. Ein großer Teil der Täter bringt selbst, eine dieser Missbrauchsgeschichten in der Kindheit mit. Das große Schweigen bietet einen Nährboden Trauma einfach weiterzugeben. Die EMDR Methode soll hier eine sehr hohe Erfolgsquote aufweisen bei 9 von 10 Tätern. Notwendig ist eine individuelle psychologische und soziale Betreuung für Opfer und Familienangehörige sowie der Täter. All das erfüllt Deutschland derzeit nicht oder nur sehr zaghaft. Alleine das es noch nicht gesellschaftlicher Kontext ist, dass Kinderpornografie ebenso Missbrauch an Kindern ist, ist im höchsten Maße furchterregend.
Mögliche Anzeichen
Viele der folgenden Anzeichen treten auch in Stresssituationen auf, wie bei Trennung der Eltern, Tod eines Angehörigen oder Haustieres, Problemen in der Schule oder mit Freunden und traumatisierender, angsteinflößender Erfahrung.
Anzeichen bei jüngeren Kindern
– Verhaltensweise eines jüngeren Kindes, Entwicklungsrückschritte (Daumenlutschen, Bettnässen)
– hat neue Begriffe für Körperteile
– widersteht dem Entfernen von Kleidung zu angemessen Zeiten (Bad/Toilette/Bett/Windeln)
– bittet andere Kinder sich sexuell zu verhalten, oder sexuelle Spiele zu spielen
– imitiert erwachsene, sexuelle Verhaltensweise mit Stofftieren oder Spielzeug
– Benetzungs- und Verschmutzungsunfälle die nichts mit Toilettentraining zusammenhängen
Anzeichen bei Kindern und Jugendlichen
– Albträume/Schlafprobleme ohne Erklärung
– scheint abgelenkt und hin und wieder (zu ungeraden Zeiten) weit entfernt
– plötzliche Änderungen der Essgewohnheiten (weigert sich, zu essen/verliert oder erhöhter Appetit drastisch/Probleme beim Schlucken und mit flüssiger Nahrung)
– plötzliche Stimmungsschwankungen (Wut, Angst, Unsicherheit, Rückzug)
– Hinweise die eine Diskussion über sexuelle Themen provozieren
– schreibt, zeichnet, spielt oder träumt von sexuellen oder beängstigenden Bildern
– entwickelt neue Ängste vor Orten und Personen
– weigert sich über ein Geheimnis, was mit einem Freund oder Bekannten geteilt wird, zu sprechen
– spricht über neuen, älteren Freund
– hat plötzlich Geld, Spielzeug, Geschenke ohne Grund
– denkt von sich selbst es wäre abstoßend, schmutzig oder schlecht.
– zeigt erwachsenes, sexuelles Verhalten, Sprache und Wissen
Anzeichen bei Jugendlichen
– Selbstverletzung
– Unzureichende persönliche Hygiene
– Drogen und Alkoholmissbrauch
– Sexuelle Promiskuität
– von zu Hause weglaufen
– Depression und Angst
– Selbstmordversuche
– Angst vor Intimität und Nähe
– Zwanghaftes Essen oder Diät
Physische Anzeichen:
Schmerzen, Verfärbungen, Blutungen (Genitalien, Anus, Mund)
Schmerzen bei Wasserlassen und Stuhlgang
Das wunderbare Buch: „Leuchtturm sein“
Trauma verstehen und betroffenen Kindern helfen von Tita Kern, 2019 im Kösel Verlag erschienen. Inhaltlich ein Meisterwerk. Wie es möglich wird ein Leuchtturm zu sein für kleinere Seeabenteurer beschreibt dieses Buch auf verschiedenste Weise. Das geht mit dem Verständnis über Trauma los und beinhaltet sehr viele praktische Tipps. Gerade wenn ich Menschen rate, als Mutter oder Vater nicht zum Psycho-Therapeuten ihrer Kinder zu werden ist dieses Buch eine praktische Anleitung, was vermieden und getan werden kann. Und es gibt so viel , was Eltern und nahe stehende Menschen tun können. Eben zum Leuchtturm werden, Lichtsignale setzen, und den Sturm und das Me(e)hr verstehen.
Es ist ein Buch welches in keinem Haushalt mit Kindern fehlen sollte, denn wir können kaum Kinder vor traumatischen Ereignissen schützen, also lernen wir im besten Falle, wie wir damit umgehen. Expertenrat ist da Gold wert.
Dass manche der Übung auch bei erwachsenen Anklang finden dürften, ist ein guter Nebeneffekt. Die Illustrationen von SaBine Büchner und Beispiele sowie Tipps der Autorin sind eine enorme Hilfe und Anleitung. Dieses Buch hat mich sehr berührt und gibt Hoffnung, es ist selbst ein Leuchtturm.
PDF zum Thema „Missbrauch verhindern“ von der Polizeiberatung
Hilfestellenübersicht der Bundesregierung Deutschland
Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs mit Hilfetelefon
Die Seite Dissoziation und Trauma
Vorträge von Monika Huber sowie ihr Buch über
Traumatisierung und Missbrauch bei Kindern und Dissoziation
kein-täter-werden.de
Pedo.help
stopitnow.org
Die Schutzgärtnerin Manja Kendler Spirit/Coach/Berater Juni 2020 Eine Übersicht meiner Beratungsmöglichkeiten und Coaching Angebote findest Du unter: manjakendler.de
Hallo Manja, weil Du dich des öfter in deinen Texten auf “Alice im Wunderland“ beziehst, mein Hinweis, aber vielleicht ist es auch längst bekannt, dem Autor Lewis Carroll werden pädophile Neigungen nachgesagt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Lewis_Carroll
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Bekannt es steht nicht umsonst, für den Blick hinter die Spiegel… bevor ich diesen Kreis schließe … dauert noch. man beachte hier auch die Nähe zu Ištar und die Reise in die Unterwelt.
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Als ehemals Betroffene, danke ich für diese Aufklärung, ich sehe es auch so – wir brauchen differenzierte Aufklärung. Bei 100 Verdachtsfällen, wen schützt man wohl, wenn es dabei um die 50 Unschuldigen geht? Selbst wenn es nur ein Fall ist, der dadurch verhindert und unterbrochen wird und aufgedeckt. Das geht oft unter.
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Danke Dir, leider genau das Problem. Es wird zuerst darüber nachgedacht, was den Beschuldigten angetan wird. Sicherlich auch ein Problem doch besser wäre es, es wäre gesellschaftlich On Vogue 50 frei zu sprechen und 50 zu stoppen. Selbst 99 Freigesprochene für den einen Fall, sollte drin sein.
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