So nenne ich die festen Langzeitquellen der Narzissten ohne Verdacht. Partner, Kinder, Langzeit-Freunde und Kollegen. Und auch erst mal die, die eben keinen Verdacht schöpfen und die perfekte Maske vorgespielt bekommen. Die nette Freundin, der nette Nachbar, denen man nie zugetraut hätte, das…
Sie sind für mich eine spannende Gruppe der Lieferanten, denn was scheinbar nach außen wie die unkomplizierte Heimchengeschichte oder Traumverbindung erscheint, entpuppt sich nicht selten zur ungesehenen Helden- und Transformationsreise für Betroffene. Traurige und extreme Geschichten. Die, die schwer zu glauben sind und auch die unbemerkten, leisen Missbrauchsbeziehungen verstecken sich hier.
Bis der Zweifel kommt …
Ein wichtiges Kriterium dieser Quellen ist der fehlende Verdacht beziehungsweise die Tat in den Augen der Supporter. Sie sind sogenannte Erst- oder Hauptquellen und sichern die Hauptzufuhr, das Image und Vorteile narzisstischer Menschen. Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem eine Betroffene nach über 10 Jahren Ehe das Doppelleben ihres Mannes beim Aufräumen durch zufällig gefundene Kontoauszüge eines Zweitkontos und mehrere Strafanzeigen auffiel. Bis zu diesem Tag fühlte sie sich sehr glücklich in ihrer Ehe.
Viele Fälle, wo es die Zweitquellen aufdecken und darauf aufmerksam machen und dann jene, die von heute auf morgen verlassen werden und nicht selten vor die Tatsache der neuen oder anderen Quellen gestellt sind. Es ist teilweise auch danach nicht bewusst, was der Partner/Freund/Verwandte/Kollege war oder ist. Wie auch wenn er oder sie nicht auffällig war? Bei manchen schnappt auch nach dem Erkennen sofort die kognitive Dissonanz und ein natürlicher Impuls entsteht, die Beziehung retten zu wollen.
Zwischen Beziehungen, die sich auseinanderleben, sowie Midlife-Krisen und einer Beziehung mit narzisstischer Grundprägung, für die das Doppelleben und fehlender Verdacht typisch ist, liegen Welten. Nicht selten wird auch eine Hilflosigkeit erlernt, indem bestimmte Bereichen Verantwortung abgegeben werden oder übernommen. Retten und das Helfen aufbauen und aufgebaut werden, beides im Zeichen der Abhängigkeit und des Wegschauens. Er pflegt ja seine Frau, sie kümmert sich ja so ein netter Mensch. Doch der Schein trügt und oft baut sich parallel damit eine Art Hörigkeit und Co-Abhängigkeit auf, die der Kitt dieser Beziehungen sind. Nicht selten verstecken sich hier Zweckbeziehungen, Pragma.
Der subtile Missbrauch und Manipulation, die nicht als solche bemerkt wird, findet statt, doch das kann sich auch als Familie Gold Prinzip darstellen. Alles glänzt und strahlt, der emotionale Seelenfraß lässt nicht selten im Nachhinein eine schmerzliche Erkenntnis einsickern und das kann enorm Nachwirken ohne Unterstützung. Die Fassade der Ehe oder guten Langzeitbeziehung weicht auf und zerfließt auf dem Boden der Realität. Viele bemerken auch nicht, wie Scham, Schuld, Wut oder die Unbewusstheit über die giftige Verbindung sie anschließend davon abhält, sich nötige Hilfe zu suchen.
Nach meinen bisherigen Erkenntnissen gehe ich davon aus, dass betroffene Partner akut beim Erkennen oder nach der Trennung Tendenzen entwickeln eine ohne Zweifel Supporter Mentalität zu entwickeln. Verständlich, wenn ein Weltbild zusammenfällt und nichts als die leere Identitätshülle des Narzissten übrig bleibt. Gerade das Ausbleiben der Chance oder Hoffnung auf Beziehungsarbeit, Ehrlichkeit und Aufarbeitung schöpfen hier Energien, um etwas zu kämpfen oder Rache verüben zu wollen, was mehr und mehr verletzt und in einen irrsinnigen Kreislauf zieht, der nicht selten versucht wird zu betäuben, statt ihm zu entfliehen.
Ebenfalls ist es möglich, dass sie innerhalb der Beziehung dazu bewusst verleitet werden, selbst Dinge zu tun, die sie in eine „ungünstige“ Position rücken. Sie werden zu Flying Monkeys oder Straftatendecker und Ausführer oder gehen fremd, obwohl die Ehe dem Anschein her gut ist. Sie handeln somit ebenfalls toxisch und werden in eine Zweifelohne Supporter Position gerückt. Das ist ein sehr sensibles Thema, wer mag, Sam Vaknin hat in seinem YouTube Kanal Ausführungen dazu, wie er Langzeit-Quellen loswird unter anderem, indem er sie dazu bringt, fremd zu gehen, weil er weiß, dass sie ohne Eigenschuldanteil nicht gehen und er nicht der Arsch sein will. Ganz harter Tobak ist das und ohne Erfahrung und tieferen Einblick selbst für Berater und Psychologen sowie das Umfeld schwer zu erkennen.
Wenn das Wunderland zerfällt …
Kein-Kontakt ist eine Herausforderung, in die Supporter ohne Zweifel einerseits hineingeschubst werden, anderseits selten „einfach“ umsetzbar ist, denn oft gibt es mehr als eine verbindliche Gemeinsamkeit. Gemeinsame Kinder, Freunde, Haustiere, Konten, Verträge und materielle Güter wollen geklärt werden und das läuft aus dem Ruder statt reibungslos. Und selbst wenn, dann ist dennoch das neue Gefühl, wie auf rohen Eiern zu laufen.
Da narzisstische Menschen ihre Quellen warmhalten, idealisieren, entwerten oder liegenlassen, erleben „Supporter ohne Zweifel“ einen 180° Wandel im Wechselbad der Gefühle nach der Trennung oder dem Erkennen. Die Informationen können kaum durch die Widerstände hindurch.
Das Wunderland bietet hier viele Abzweigung und Fehlinformation. Besonders wenn erklärt wird, es wäre zwingend notwendig, selbst eine Störung zu haben oder Super-Empath sein zu müssen, um eine derartige Beziehung zu führen, oder bestimmte Kriterien einfach nicht zutreffen wollen, da sie ja ein „Bild“ hatten, welches darauf aus war, die Leere dahinter zu verschleiern und nach der Trennung erlebte Missbrauchssymptome und Aktionen nicht mit der Beziehung in Verbindung bringen. Ich erinnere mich an einen Klienten, dem es partout nicht in den Kopf wollte, im Nachhinein nur „sexuell“ benutzt zu werden und die Art und Weise mehr als sexuelle Nötigung war.
Auch da gibt es unterschiedliche Geschichten. Vom grandiosen Narzissten bis zum Psychopathen ihnen allen nutzen derartige Beziehung und darum geht es: Nutzen und Vorteile und Sex. Opfer können dies jahrelang nicht bemerken, wenn sie keine Opfer im klassischen Sinne sind, sondern auf das Podest gesetzt werden, angehimmelt und in Sicherheit gewogen oder zu abgelenkt sind mit eigenen Thematiken. Das Podest ist eher eine Scholle. Isolation, Beeinflussung im Sinne einer Abhängigkeit geschieht sehr subtil. Hier finden wir die Goldkinder und Advokaten der narzisstischen Menschen. Die, die im Wunderlandmodus eben nie einen Zweifel hatten und Wunderland aussah wie das reale Leben und alles, was sie wollten. Die Fantasie von gesunder Beziehung sehr genährt wurde, doch nur das war: eine Fantasie. Und jene bekommt dann massive Risse. Das eigene Wunderland holt sie ein. Denn selbst wenn Partner ohne Zweifel alles „richtig“ machen, es reicht extrem narzisstischen Menschen nicht.
Und dann?
Die Partner werden im Nachhinein gefordert, die Scheinwelt zu erkennen, zu verstehen, sich umzusortieren und neu aufzustellen. Auch ein neues Vertrauen (gerade auch in sich selbst) ist anfangs nur sehr schwer wiederzufinden. Jedoch auch ein Potenzial ist hier versteckt, daraus sehr stark hervorzugehen, mit entsprechender Selbsthilfe und Unterstützung. Eine wichtige, doch grausame Lektion und es braucht Aufarbeitung, achtsame Aufklärung und Zeit.
Ich will noch mal auf die Geschichte der Frau mit den Kontoauszügen kommen, sie hat sich direkt Beratung, psychologische sowie juristische Unterstützung geholt und alles dokumentiert und sich nichts anmerken lassen. Sie hat ihr neues Leben heimlich vorbereitet, und ein paar Monate später zog sie mit den Kindern aus und überreichte die Härtefallscheidungspapiere. Vielen der Supporter ohne Zweifel bleibt diese Planung einer Exitstrategie durch Unwissen vorbehalten. Einige wissen bis heute nicht, dass sie in einer derartigen Beziehung waren und warum sie erst im Nachgang so katastrophale Dinge erleben, wenn sie nicht mehr gebraucht werden oder offiziell missbraucht (durch weitere Zufuhr als Zweitquelle) oder entwertet.
Ich würde es begrüßen, wenn die Psychologie sich dieser Unterschiede annimmt, differenzierter forscht und endlich die „Masken der Niedertracht“ in der Schublade lässt, wo es hingehört (Therapeutenwissen über malignen Narzissmus) und die Aufklärung über narzisstischen Missbrauch endlich differenziertere Blickwinkel annimmt, weil Fehlinformation gravierend die Aufklärung sowie Hilfe zur Selbsthilfe verhindern kann. Auch ich lerne stets noch neu hinzu, gerade weil eben jede Geschichte individuell ist und Forschung begrenzt.
Die Grenzen sind fließend. Meine Einteilung der SUPs ist ein Raster und bislang reine Schutzgartentheorie, praktisch beobachtet. Ich wünsche mir gelingt es Dir in diesem Beitrag die Merkmale näherbringen, die mich zu dieser Differenzierung brachten, die mir seit Jahren in der Beratung begegnet und sicher dem ein oder anderem schon wegweisend war.
Erkennst Du Dich hier wieder? Macht Dein Wunderland und Überlebensmodus endlich Sinn? Dann willkommen an dem Punkt Deiner Heldenreise, wo endlich Licht am Ende des Tunnels erscheint und meist findet sich auch da der ureigene rote Faden, der Dich in den Erholungsmodus leitet. Bleib mutig, zuversichtlich und gib Dir Zeit, Deine Erfahrung zu verarbeiten.
Schutzgarten-Expertin
Manja Kendler
November 2020
Hallo Manja, ich habe mir in letzter Zeit Gedanken über den Begriff „Missbrauch“ gemacht. Ich hatte irgendwie Bauchschmerzen damit. Kann man denn eine guten „Gebrauch“ von einem Menschen machen? Ich finde auf keinen Fall. Einen Gegenstand, eine Sache kann man gebrauchen oder eben missbrauchen, wie z.B. Alkohol, Essen u.s.w. Aber ein Mensch ist ein Gegenüber und niemals ein Gegenstand. Auch ein „guter“ Gebrauch ist letztendlich eine Herabwürdigung in meinen Augen. Meine ganze Kindheit wurde ich nicht als ein Gegenüber wahrgenommen. Ich wurde misshandelt. Aber ich will auch nicht „gebraucht“ werden. Davor gruselt es mir. Klar ist dieser Begriff „Missbrauch“ so geläufig, aber meiner Meinung nach trifft Misshandlung es besser. Man kann ja tatsächlich an einem Menschen gut handeln. Oder eben nicht. Viele Grüße, Peter
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Hallo Peter, ja das ist eine tiefe Überlegung und ich will Dir einerseits Recht geben doch irgendwie ja auch nicht. Danke für Geduld den die benötige ich, um darauf meine Antwort zu finden.
Danke auf jeden Fall für diese Kopfnuss.
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Lebens-Straf-Täter !?
Menschen, welche eine Familie gründen,
welche den Bund der Ehe eingehen- mit einem Eheschwur, in guten sowie schlechten Zeiten und diesen Bund nach Jahren- einseitig- eigenwillig auflösen….
Was sind das für Menschen? Es sind ganz klar- eigentlich Lebenstraf-Täter.
Ihre Schuld- das Zerbrechen einer Ehe- das Zerstören einer kompletten Familie- das Zerstören von Vermögenswerten- und vor allem, dass Hinterlassen der Opfer
(Kinder- Ehepartner ect).
Denn am Bruch einer Ehe- sind nicht beide schuld- einer hingegen schon:
Lebens-Straftäter, ja passender oder treffender könnte man diese Tat von narzisstisch geprägten Menschen nicht aufzeigen.
Eigentlich ist oder wäre diese Bezeichnung „Straftäter“ noch zu milde in der Bezeichnung- für solche Menschen.
Und welches Gericht- welches Gesetz spricht eine Strafe dafür aus.
LEIDER-Kein Gericht auf dieser Welt.
LG Jörg Müller
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Ich verstehe die Wut und Anklage, die da aufkommt, das ist auch in einigen Fällen richtig, doch wichtiger ist mir der Kontaktabstand und die Auflösung der Fantasie und missbräuchlichen Beziehung. Moralisch gesehen, ist es mit der Ehe eben so eine Sache. Gemeinsame Immobilie oder Kinder rechtfertigen kein weiteres Zusammenleben in dysfunktionalen Strukturen. Die eigenen Gefühle waren beim beschriebenen Typus „Supporter“ ja echt oder auch pragmatisch.
Mit einer Lüge zu leben macht den geistig emotional gereiften Menschen mürbe, krank. Menschen mit pathologischer narzisstischer Störung, kennen oft nur das Verschweigen oder Lügen. Sie sind lebenslang mit ihren Mustern „gestraft“ und haben Leere sowie Kränkung auszugleichen permanent. Sie suchen den Vorteil und eben die Schuld beim anderen, weil es da nichts anderes gibt.
Das Ehegelübde basiert auf moralisch, religiöser Ideologie, romantische Verklärung und Steuervorteilen… all das will ich hier nicht werten, ich denke das ist eine sehr individuelle Sache und am Ende geht es leider oft mehr um Vorteile , Verträge und Wirtschaft dabei. Würde man das mehr unter dem Aspekt Partnerschaftliche Gemeinschaft/Verbundenheit auf weniger materialistischer Ebene, im Sinne wir begegnen uns, gehen ein Stück gemeinsam vielleicht auch bis zum Ende betrachten und beachten, dass wir jeden Tag neu entscheiden und werten dürfen, während unser pupselig kurzen Zeit auf unserem Lebensweg auf Erden, will Mensch vielleicht die Erfahrung machen, und weitere.
Wenn jemand keine gesunde Beziehung zu mir aufbauen kann, wird ihm auch keine Kommunikation mit mir möglich sein. Alles was strafrechtlich nachweisbar, belegt ist, ist anzubringen doch das Urteil ist längst gesprochen – die Frage bleibt: Wieviel Jahre will man sich selbst dafür geben? Wie weit will man noch den gemeinsamen Weg gehen, wenn diese Verbindung leergelaufen ist.
Vielleicht ist es so bestimmt, vielleicht ist es in einem Paralleluniversum genau anders herum, Du Täter und der gegenüber Opfer?
Für viele der narzisstischen Menschen, ist es das (in der Wahrnehmung umgedreht, der Partner verrückt) und wenn diese dann ihr Spiel spielen, um nachzuweisen dass der andere der Täter ist (Die typische Täter- Opfer Kontrolldynamik) ist dass meist nur noch von spezialisierten Profilern zu erkennen.
Opfer dieser narzisstischen Bindungen spüren, beim Erkennen ähnlich wie narzisstische Menschen: Leere, Kränkung, Wut und hinzu kommt Scham, Schuld, Trauer, Verwirrung und vieles mehr der ihnen zur Verfügung stehenden Gefühlen.
Sie haben zumindest die Möglichkeit sich damit auseinanderzusetzen, wenn sie aus dem Nebel raus sind. Die Möglichkeit daraus zu lernen und zu wachsen. Was passiert ist, ist passiert. Natürlich trifft es nicht auf alle zu und hier sollte präventiv mehr geschehen.
Doch es gab auch schon Urteile darüber das ist kulturell ganz unterschiedlich und die Schuldfrage zur Scheidung ist halt mindestens so überholt, wie manche Vorstellungen zur Ehe. Die moralische Vorstellung von Gerechtigkeit hat mit Justiz und Urteilen nicht viel gemein.
Gerechtigkeit wäre aus meiner Sicht eine innere Wahrheit zu finden, mit der ich Frieden schließen kann.
Herzliche Grüße und danke für Deine Zeilen. Manja
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