Ein weiterer Blick hinter die Spiegel und kein einfacher.
Im folgenden Beitrag überschlagen sich Trigger und ich wünschte, es wäre anders.
April ist Aufklärungsmonat über die Gefahren und Auswirkungen sexueller Gewalt gegenüber Kindern.
Solltest Du oder Menschen in Deinem Umkreis von Rassismus, sexueller Gewalt oder Suizidgedanken betroffen sein, wendet Euch an Stellen wie.
Seelsorgetelefon
Selbsthilfe für Betroffene Depressionen
Selbsthilfe für Angehörige von Menschen mit Depressionen
https://www.depressionsliga.de/
beauftragter-missbrauch.de/aufarbeitung/aufarbeitung-in-deutschland/
Startseite – Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch (hilfe-portal-missbrauch.de)
Trau Dich! : Home (trau-dich.de)
Antidiskriminierungsstelle – Startseite
Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt | VBRG (verband-brg.de)
Ich erörterte bereits meine persönliche tiefe Verbindung zu Baz Luhrmanns Romeo und Julia Version und den Impakt, den dieser Film (nicht nur auf mich) ausübte. Mehr als Sätze, Farben und Symbole haben sich mir eingebrannt. Der Soundtrack und Film hatte eine Stelle, die wohl selbst Kritikern damals ein Gänsehautmoment verpasste. Es sind die Sekunden, in denen ein Junge mit engelsgleicher Stimme zu Rozallas „Everybody’s free (to feel good)“ ansetzt, während das Paar vor den Kirchaltar tritt und somit ungeahnt dem gesamten Film eine Atmosphäre verpasst, die nur noch von seiner Version von Prince „Doves Cry“ getoppt wird. Seit dem Kinoerfolg war nicht nur mir Quindon Tarver ein Begriff. Man wollte wissen, wer er ist, was er macht. Die Frequenzen seiner Stimme holen mich ab und ein bis heute.
Diese Geschichte beginnt und endet in Texas, USA. Mit 4 Jahren begann Quindon die Menschen mit seiner Stimme in der Kirche, in der sein Großvater Pastor war, zu verzaubern. Er wird später erzählen, eine gewisse Resonanz gespürt zu haben, wenn er, wie damals „Jesus loves me“ begann zu singen. Es folgten Talentshows und Auftritte im lokalen Rahmen. So landete eine Aufnahme seiner National Anthem Live-Version auf einem lokalen Sportevent, bei dem Musikproduzenten und Managern Chris Strokes und Allan Walker. Mit 12 unterschrieb der talentierte Sänger einen Vertrag mit Chris Stokes und Virgin Records die wiederum mit 20th Century FOX zusammenarbeiteten. Wenig später schwebte er durch das Casting zum Film und landete wenige Wochen später direkt am Filmset in New Mexiko. Für 30.500 Dollar und einem Wisch von Vertrag, schien der Deal für Unerfahrene ein riesiges Ding, doch bei allein über 200.000 Millionen verkauften Soundtracks und keiner weiteren Beteiligung am Erfolg – des 1996 erschienen Films – eine real erlebte bittere Erfahrung für den Künstler. Doch das ist noch nicht die Geschichte hinter den Spiegeln. Dieser Blick des afroamerikanischen Jungen mit Engelsstimme sagte noch mehr. Ich hab mich damals gewundert wie traurig und unbeteiligt jemand mit so viel Seele in der Stimme wirken kann. Heute ist der Hintergrund etwas bekannter, es ist der Blick eines Kindes, welches sexuell missbraucht wird.
Quindon war 13, als der Film in die Kinos kam. Er arbeitete an seinem ersten Album und der Druck und Hype arbeiteten an ihm. Quindon hatte mehr bezahlt, als sich „zum Produkt verkaufen zu lassen“. Es folgten weitere Soundtracks, ein Album namens „Quindon“, Tour und Zusammenarbeit mit weiteren berühmten Künstlern. Doch Trauma sucht sich seinen Weg auch und gerade, wenn dir die Welt zu sichtbar zu Füßen liegt. Hier ein TV Show Ausschnitt, der zeigt, wie beliebt er war. Mit im Bild der Musikerkollege Marques Houston, den er später in einem Interview beschuldigen wird, sich an ihm vergangen zu haben.
Er war an einen Produzenten mit 12 gelandet, der Jahre später dafür bekannt sein wird, mehrere Kinder unter seiner Obhut für sexuelle Handlungen weiterzureichen sowie missbraucht zu haben und diese Wahrheit, die auch seine ist, wird Quindon nicht mehr los. 2008 kommt es ungewollt durch das Vibe Magazin dazu, dass sich diese Wahrheit ihren Weg in die Öffentlichkeit suchte. Sein Körpergewicht, bisexuelle Gedanken und die Spuren der harschen Musikindustrie lassen ihn ins Straucheln kommen. Er öffnet sich im vermeidlich geschützten Rahmen. Quindon ahnte nicht, dass auch andere betroffen waren sowie großes Interesse bestand, diese Taten weiter zu verschweigen. Man beendete die Zusammenarbeit unter anderem aus Gründen seiner Körperstatur, die nicht gut ankäme und seiner „Unbeliebtheit“. Das Trauma der sexuellen Gewalt, des nicht gehört und vorgeführt werden, das Schweigen, die Scham, der geplatzte Traum von der Musik, die sexuelle Verunsicherung forderten ihren Tribut. Bipolare Störung die Diagnose. Er zieht sich zurück, kämpft mit Substanzmissbrauch und beschließt, sein Leben zu beenden. Er überlebt. Er begreift Überlebender zu sein. Als er 2016 angefragt wird, beim Tribut für Prince „Doves Cry“ zu singen. Das Feedback lässt ihn spüren – er wurde nie vergessen, er wurde von vielen geliebt. Er beschließt in eine Entzugsklinik zu gehen.
2017 findet er seine Stimme wieder und geht einen mutigen Schritt nach vorn. Er sucht die Unterstützung der Öffentlichkeit dafür. Doch die Öffentlichkeit hört ihn nicht.
Auch Raz B Künstler, Verwandter und ebenfalls Anklagender gegenüber Chris Stokes, Marques Houston und Co bricht sein Schweigen und erfährt einen Shitstorm nach dem anderem dafür. Er holt ungefragt Quindon Tarvers Geschichte wieder an die Öffentlichkeit. Quindon ist es kaum möglich, ohne traumatypische Reaktion über Erlebtes zu sprechen, doch er fasst den Mut. Der Videodreh und EP zu „Everybody‘s Free“ bleibt ein Traum, den man ihm heute nur noch posthum erfüllen könnte, denn das Crowdfunding scheiterte zu seiner Zeit. Er gab jedoch nicht auf, veröffentlichte weiter Musik. Outete sich 2019 als schwul und schien Schritt für Schritt zu sich und zurück in die Musikwelt zu finden. Die Idee, Kinder in der Musik und Medienindustrie besser zu schützen, durch Vereine, bleibt im Raum hängen.
Das Universum entschied anders. Dieses „jeder ist frei … sich gut zu fühlen“ hinterlässt einen bittereren Beigeschmack. Er verstarb bei einem Autounfall 2021.
Das letzte hochgeladene Video, auf seinem YouTube Kanal „Standing Our Ground“ widmet sich der Black Lives Matters Bewegung sowie seinem Cousin, der 2020 durch Polizeigewalt verstarb. Heute hat dieses Video schlappe 6700 Aufrufe. Und die erste Version etwas über 1000 Klicks.
Eine ungehörte Hymne sozusagen.
Ein paar Wochen zuvor lud er eine Kollaboration hoch mit dem Titel „Alright“.
Dieses unfassbar schöne Stück hat – Stand Heute: 861 Klicks.
Ich bitte, jeden Leser dieses Video zu starten, laut oder leise zu hören und das Schweigen zu beenden, denn manchmal ist nichts ist so richtig alright.
Trauma in der Kindheit, Missbrauch an Kindern besonders auch durch Industrien und Medien und der Umgang mit Themen wie Bodyshaming, männliche Opfer, sexuelle Orientierungsschwierigkeiten durch sexuelle Gewalt und Behandlungsmöglichkeiten sowie gesunde Förderung von Kunst und Talenten sind sehr wichtige Themen. Gerechte Strafen seitens der Justiz wird es kaum geben. Es ist das Trauma, was wir weniger allein mehr als und in Gesellschaft heilen. Information und Aufklärung. Es benötigt den passenden Raum, in dem wir einerseits Schweigen brechen, doch auch betroffenen Schutz bieten. Er folgte der Liebe und Musik und glaubte an die eine Frequenz, die alle vereint! Und die ist, nach wie vor da. Diese Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.
Es liegt nun in unseren Händen.
Ruhe in Frieden Quindon Tarver
4. August 1982 – 1. April 2021
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Ich danke meinen Freunden, die mir bei den traurigen Erkenntnissen zur Seite standen und Platz einräumten, zu verdauen und darüber zu sprechen. Auch Dir wünsche ich Menschen, die Zuhören und wertfrei Raum und Platz (auch für die dunkleren Seiten dieser Welt) zulassen. Viele wissen nicht, wie wichtig, aber wie selten dieses Geschenk ist. Und um es in Quindons Worten zu beschreiben: Schmeißt Dir Jesus nicht direkt jenes zu, dann ist es wichtig, daran zu glauben, dass es gut und heilsam ist, sich an Beratungsstellen, Psychologen und Organisationen zu wenden, statt allein zeitlebens „der Versuch“ klarzukommen.
Anmerkung: Mittlerweile gibt es verschiedene Traumatherapie-Manuale für Kinder mit hohen Erfolgsquoten. Zum Beispiel Andreas Krüger und seine PIT. Bei Erwachsenen könnte, geht es nach Bessel van der Kolk, Neurofeedback großartige Fortschritte bieten, dazu morgen im Schutzgartenbuchklub mehr.
An nun, etwas Musik am Stück.
Eine Momentaufnahme aus meinem Leben musikalischer Art.
Firegyal ist Patois und steht für „Feuermädchen“ meinen Selectress /DJane Namen .
Achtet mal auf das Intro! Quindon Tarver begleitet mich, wie beschrieben.
Spirit Beratung und Coaching in und nach narzisstischer Gesellschaft
Manja Kendler
April 2022
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Weiterführend
QUINDON TARVER (@iamquindon) • Instagram-Fotos und -Videos
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