Anmerkung: Hier lest Ihr eine anonymisierte, schriftliche Schutzgarten -SOS- Beratung. Beratungen bieten den Rahmen diskreten Raum zu finden, über Erlebtes zu sprechen, zu reflektieren und Wissensaustausch stattfinden zu lassen. In dem Fall meldete sich eine fortgeschrittene „Betroffene“ bei mir, dank ihrer Zustimmung ist es mir möglich, einen Teil unseres schriftlichen Austauschs zu veröffentlichen. Die erwähnte Dynamik ist keine Grundlage für Diagnosen und ein klassisches: „verschiedene Bindungstypendesaster“, welches automatisch zu Abhängigkeit und ungesunden Beziehungsdynamiken führt.
Natürlich kann man gemeinsam an solchen Dynamiken arbeiten, wenn die Bereitschaft da ist und psychopathologische Ursachen ausgeschlossen sind. Doch in dem Fall kommt hier kein Pärchen zu mir, sondern eine ehemals Betroffene, die sich für eine Zeit in gesunder Beziehung wähnte. Dies ist auch Thema in meiner Beratungsarbeit, jedoch auch bekannt aus eigener Erfahrung. Wissen und gesunde Grenzen schützen nicht vor erneutem Erleben, doch jedes Mal lernst Du im Idealfall besser und eher zu „überleben“ und Dich zu schützen.
Zum Beispiel mit einem Realitätscheck bei jemand, der sich mit den Dynamiken und Auswirkungen auskennt. Die eigenen Muster und Anteile überprüfen, aufarbeiten ist notwendig. Im Idealfall, bevor man neue Beziehungserfahrung eingeht, doch das ist eben keine Garantie für die durch und durch gesunde Beziehung. Die nächste Erfahrung ist stets eine Einladung, näher drauf zu schauen.
Wenn auch Du gerade feststeckst, hier findest Du meine Möglichkeiten:
manjakendler.de/spiritcoach
Und hier alles zur Schutzgarten-SOS-Beratungsmöglichkeit:
schutzgarten.wordpress.com/2021/12/15/schutzgarten-sos-sprechstunde/
Ein Realitätscheck
Anonym: Ich glaube, ich komme doch noch mal in die Schutzgartengruppe.
(Schutzgärtnern 3.0 auf Facebook)
Sollte ich still und schleichend doch noch mal in eine irgendwie toxische Beziehung gerutscht sein, oder will der Andere mich durch seinen Rückzug (seit ich ängstlich /misstrauisch bin) daran erinnern, mehr für mich zu tun? Oh weh … ich schäme mich. Dachte, ich wäre so weit gewesen …
Manja Kendler: Ja, das Schamgefühl kenn ich, dabei ist das normal … ich habe ein Video dazu, was eventuell da etwas Klarheit reinbringt, falls du es noch nicht kennst. (Video nur innerhalb der Gruppe, Thema: erneut narzisstischer Missbrauch?)
Anonym: Ich horche rein. Aktuell hoffe ich noch, mich zu irren und irgendwie nur getriggert zu sein. Das fühle ich, seit es ihm privat besser geht und er mich quasi nicht mehr „braucht“. Mein eigener Trauma-Gehirnpups?
Manja Kendler: Das Wichtigste ist es, für sich auszusprechen also das Schamgefühl … und dann step by step zu schauen, was dahintersteckt.
Man neigt aber auch dazu, die eigene Geschichte vorzuschieben und Redflags zu übersehen, es ist das vertrautere Muster, weißte was ich mein?
Anonym: Nicht ganz.
Manja Kendler: Toxische Beziehungen funktionieren in erster Linie darüber, dass man die Redflags übersieht und „Schönquatscht“, einige Menschen neigen dazu, nach der Erfahrung trotzdem weiter erst mal (nur) bei sich zu suchen. Hab da schon Dinger gehört von wegen „ja ist vermutlich mein eigener Trigger“ dabei waren die Handlungen des Partners mehr als eindeutig.
Weil man nicht merkt, wie man sich unter Umständen selbst belügt (das Muster meinte ich).
Sich da Raum und Zeit geben, vorsichtig rein zu fühlen und sich gewisse Fragen stellen, bekannte Dinge durchzuprüfen, ist der Weg und aus meiner Sicht wichtig. Und ja, hab das selbst auch erlebt, frag nicht als „Auskenner“ damit, aber die Scham ist im Rahmen okay, solange es nicht toxisch wird und man nicht sich vormacht, es müsste doch anders sein. 😉
Anonym (auf das Video bezogen)
Auweia…ertappe mich beim ständigen erschrockenen Nicken beim Durchhören 😮.
Manja Kendler: 😔
Anonym: Er ist nicht direkt gemein. Er mag einfach nicht reden, lässt nur schöne Momente gelten und zieht sich offenbar immer mehr zurück. Schon lange kein Sex mehr…er erklärt es mit seinen Medikamenten. Schwer einzuordnen, es macht, dass er nie laut wird, sondern stiller.
„Seine Gefühle seien Dieselben“, aber sein Handeln ist anders. Er meint, ich solle wieder zu mir finden. Fühle mich permanent paranoid.
Was, wenn er wirklich nur möchte, dass ich wieder „normal“ werde? Er äußert, hilflos zu sein und das Gefühl zu haben, nichts richtig machen zu können. Ich bilde mir ein, es wird täglich weniger aus seiner Richtung
…und ich fühle mich benutzt
…und irgendwie entsorgt.
Manja Kendler: Das hast Du so kommuniziert? Das Gefühl er ziehe sich zurück? Und er bringt noch mehr Abstand rein?
Anonym: Ja. Habe klar formuliert, dass ich narzisstischen Missbrauch erlebt habe und Nähe-entzug sehr schlimm für mich ist. Der Abstand wird trotzdem größer aus seiner Richtung.
Manja Kendler: Das ist nicht der optimale Umgang damit, seinerseits.
Anonym: Er argumentiert, dass er sich unter Druck gesetzt fühlt und daher immer weniger tut.
„Bevor ich etwas falsch mache, tue ich gar nichts“…Sagt er.
Manja Kendler: Schwierig, das ist sehr unbeholfen und führt in eine Einbahnstraße beziehungstechnisch. Mal unabhängig davon, dass es auch typisch für Männer mit instabilen Selbstwert ist. Wie lange geht diese Phase schon?
Anonym: Seit Beginn des Jahres … Wir haben uns letztes Jahr kennengelernt. Er ist sich seines instabilen Selbstwertes bewusst. Es gibt da schon sehr viele narzisstische Anzeichen.
Was mich verunsichert ist seine Bitte, „ich solle mehr an mich denken“. Als es ihm schlecht ging, war merkwürdigerweise ich stabil. Hatte ja wen zum „retten“🙈.
Dann stand er auf eigenen Beinen
…veränderte sich im Grunde für sich selbst zum Positiven (sagt er auch, …er traue sich jetzt mehr zu…fühle sich gut). Seitdem es ihm besser geht, fühle ich mich vernachlässigt. Selbstverschuldeter Abhängigkeitsmodus?
Manja Kendler: Das ist eine Giftmischung. Menno.
Wollte auch einst einen seelisch erkrankten Menschen auf dem Weg der Besserung helfen …bis man es lernt oder eben merkt: Mist das geht in eine falsche Richtung.
Blöd nur, unser eins läuft dafür erstmal Wochen lang auf Zahnfleisch bis es klick macht.
Anonym: Interessant: er spürt schon, dass Manches in seinem Handeln falsch ist. Allerdings, geht er auch gern den Weg des geringsten Widerstandes. „Ich hätte was Besseres als ihn verdient“, sagt er. Hrmpf…narzisstischer Satz, oder😬?
Die Lösung liegt im Loswerden des Abhängigkeitsmodus, denke ich. Also Abstand meinerseits. Leben und Freude wiederfinden…auch ohne ihn. Und dann mal schauen: wenn es mir gut geht, wie er dann reagiert?
Manja Kendler: Ja, der Satz ist eine Redflag, die man so nehmen sollte, wie sie ist.
Das ist ein No-Go Satz. Das meinen Menschen ernst.
Der Satz heißt: Ich werde dich verletzen. Oder Ich bin nicht fähig eine gesunde Bindung (mit Dir) zu halten.
Anonym: Hat er unter Tränen gesagt😬. Macht das einen Unterschied?
Manja Kendler: Nein, weil sie ja wissen, wie bescheiden es für sie ist. sie bemitleiden sich dafür, dass es so ist – Opfer ihrer selbst – und je länger Du mit so jemanden um Beziehung ringst, desto mehr projiziert das sich auf Dich. Also such(s)t Du bei Dir mehr, als bei ihnen. Wie auch? Sie geben Dir immer weniger.
Anonym: Ja, da ist was dran.
Manja Kendler: Je mehr du dich bemühst, desto mehr flutscht so jemand weg.
Das Problem ist banal ganz einfach dargestellt. Er hat Angst sich zu verlieren, je mehr er Beziehung führt und das triggert Deine Angst Dich zu verlieren, je weniger Beziehung Du mit ihm führst.
Anonym: Jupp
Manja Kendler: Meistens sind die, die Angst haben, sich zu verlieren, weniger selbst-reflektiv und bereit etwas zu ändern sie fühlen sich sicherer, je „alleiner“ sie sind oder dann eine neue „unanstrengende“ Quelle ohne Beziehungsdichte finden, also wieder jemand dem sie erzählen er/sie hätte etwas Besseres verdient … und der/diejenige glaubt das nicht. Du kannst sorgen und dass auch „für Dich“ – das können andere eben nicht, die brauchen andere um sich das vorzumachen.
Anonym: Er hat sogar mal gesagt, dass er offenbar ein ganz schlechter Geber ist und nur schwer für Andere da sein kann. Er reflektiert auch manchmal gut sein Inneres und er schildert auch, dass er Angst hat, wieder wie früher zu werden. (Wird er gerade)
Manja Kendler: Ja das mein ich, sie wissen was und wie sie sind, die Selbstreflektion, wie sie es ändern fehlt.
Anmerkung: bei pathologischen Gründen sind dafür neurologische, genetische und biochemische Ursachen zu finden.
Anonym: Unanstrengend…“Beziehung ohne Drama“…das war ein Thema am Anfang. Offenbar haben wir das völlig unterschiedlich gemeint😬.
Manja Kendler: Ja, auch das kenn ich … und dabei heißt das:
„Wir habe eine Beziehung bis zum Drama, dann nicht mehr.“
Anonym: Ich schätze, Beziehung ohne Drama nach seinen Wünschen 😏.
Wenn ich meine alte Stärke wiederfinde…also quasi das tue, was er wünscht: was geschieht dann?
Manja Kendler: Willst Du eine schutzgärtnerische Antwort oder die Dynamik in diesen Beziehungen?
Anonym: Ich denke, ich habe die Antwort in mir.
Er hätte die ständige Kontrolle, da er genau weiß, welchen Knopf er drücken muss, damit er es wieder problemlos bequem hat. Will heißen: Funktioniere ich nicht, reduziert er den Kontakt. Tut verdammt weh grad😥.
Manja Kendler: Ich weiß, der Moment, wenn die Wahrheit des Kopfes ins Herz einbricht – atme.
Anonym: Und ich war schon drauf und dran, mir eine paranoide Psychose zuzuschreiben.
Bin ab Montag krankgeschrieben und werde für mich sorgen.
Manja Kendler: Ja … man zweifelt und das meine ich, diese Beziehungsdynamik spiegelt sich auf einen selbst.
Anonym: Danke💚! Für Deine Zeit…Deine Klarheit!
Jetzt eine heiße Dusche…
Es ist notwendig sich den Raum und Zeit zu geben, die Situation zu beleuchten.
Für Menschen, die in eine Krisensituation kommen oder sich auf der Seelen-Reise durch die dunkle Nacht befinden, habe ich folgendes Video nun öffentlich in den YouTube Kanal vom Schutzgarten gestellt:
weiterführend:
Scham
Heilungswege
emotionaler Missbrauchskreislauf
Bin ich der Narzisst? Co-Narzissmus
Check den Bindungstyp und Stil
Die Beziehung danach
Dämonen streicheln
Die Schutzgärtnerin
Manja Kendler
Mai 2022
Bei mir findest Du online und telefonisch individuelle, diskrete Fachberatung und Coaching zum Schutz und Hilfe bei Häuslicher Gewalt und narzisstischem Missbrauchs-Widerfahrnis. Trauma-erfahren und informiert.