Dieser Beitrag dient zu keiner Diagnose nur zur allgemeinen Information.
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Beides sind bedeutende Antriebskräfte und Lebenskraft. In der Psychologie heißt es, dass wir alle Anteile aufweisen und es eine Frage der Entwicklung ist, wie sie ausgeprägt und entwickelt werden und wo wir uns auf dem Spektrum bewegen. Dazu gehört: unser Denken, Fühlen und Handeln. Egoismus und Narzissmus sind also zwei Persönlichkeitsanteile von vielen weiteren, die sich im Verhalten zeigen. Beides ist meist umgangssprachlich negativ konnotiert, wie etwas, was man ablegen müsste und beides wird oft verwechselt und vermischt. Dann wird Narzissmus zum Problem erklärt und Egoisten zu Narzissten. In diesem Beitrag möchte ich mit Euch hinter die Spiegel schauen.
Ego-Funktionen
Das Ego (Ich) und sein Bewusstsein ist uns nicht gänzlich angeboren, es entwickelt sich und dabei übernimmt das Ego viele Funktionen. Wenn wir auf die Welt kommen, besitzen wir ein Prä-Ego, welches sich noch nicht abgrenzen kann und erst lernen wird, die Welt und sich zu begreifen sowie Erfahrungen zu sammeln. Im Laufe des Lebens dient das Ego zu Realitätschecks wie Nutzen-Aufwandsberechnungen und Objektwahrnehmung, Objektbeziehungen, Verteidigung, Urteilsvermögen, Impulskontrolle, Affektregulierung (Emotionen, Gefühle), Denken und Kognition und eine Synthesis aus wie wir gesehen werden und wie wir uns sehen.
Wenn Menschen Probleme in diesen Bereichen zeigen, kann man auf ein krankendes Ego schließen.
Diese sind in den meisten Fällen Antworten auf Wunden in der Kindheit und je mehr das Ego geschädigt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Geschichtenerzähler und Regisseur wird und somit das Narrativ bestimmt. „Ich kann nicht verstehen/glauben, dass ich dies oder jenes getan habe!“, ist ein möglicher Indikator auf Egoproblematiken. Je stärker das Narrativ des geschädigten Egos wird, desto wahrscheinlicher ist es, eine Persönlichkeitsstörung zu entwickeln.
Narzissmus ist die Selbstliebesfähigkeit
Auch hier ist eine Unterteilung in defizitär, gesund und extrem notwendig, um das Spektrum zu verstehen. Ein gekränktes Ego wird den Narzissmus attackieren und kann ihn entweder minimieren (defizitärer Narzissmus), aber auch maximal reizen (extremer Narzissmus) Und ein Ungleichgewicht in der Selbst- und Außenwahrnehmung erzeugen. Wer hier jetzt stutzig wird, dem empfehle ich vorerst der Beitrag ‚Die Arten des Narzissmus‘ zu lesen und dann wieder zurückzukehren.
Egoismus – Eigeninteresse und Vorteilsstreben. Wie bereits erwähnt, geht die Psychologie davon aus, dass wir alle egoistisch sind. Im ethischen Sinne geht es darum, den eigenen Vorteil zu sichern. Wenn man davon ausgeht, dass wir soziale Wesen sind, ist es kaum von Vorteil, sich dauernd alleinige Vorteile zu sichern. Also bewegt sich der Egoismus nicht selten über Gruppen und Gemeinschaften hinaus. Egoismus im extremen Sinne zeigt sich extern und ist stets eine bewusste Angelegenheit.
Egoisten – „Die ganze Welt dreht sich um mich den ich bin nur ein Egoist“
Das war nicht nur Bekenntnis von Falco und Zeitgeist.
Mit dieser Zeile ist alles gesagt, Egoist haben ein Bewusstsein und je nach dem, was sie als Moral verstehen, leben sie und lieben sie. Ihr Leben dient als Mittelpunkt zu ihren Vorteilen bedacht.
Es besteht ein Reflexionsvermögen und Einsicht sowie Verhaltensänderungen sind möglich.
Wie im Film ‚Die Geister, die ich rief …‘, die Bill Murrey wachrütteln.
Egozentrik beschreibt Mittelpunktstreben oder sich mit sich selbst beschäftigen. Hier steht die eigene Sichtweise in der Wahrnehmung im Vordergrund. Im Laufe des Lebens entwickeln wir jene Ich-Zentrierung idealerweise zur Transzendenz.
Egomanie ist die krankhafte Egozentrik und dem pathologischen Egoismus zuzuordnen. Dies ist meist unbewusst und kann bedingt reflektiert werden. Bipolare Menschen, Depressive und Alkoholiker können jene entwickeln. Auch finden wir eine extrem „Ich-Bezogene“ Wahrnehmung und Standards für andere auch bei histrionischen, dissozialen und narzisstischen Störungen.
Narzissmus Liebesbeziehungsfähigkeit zu sich selbst (und praktisch auch anderen da wir von Natur aus in den meisten Fällen soziale Wesen sind). Selbstwert, Selbstachtung und Selbstliebe.
pathologischer Narzissmus ist die Sucht/ Suche nach sich selbst im „Außen“, verbunden mit Anspruchsdenken, Idealisierung und Entwertungen. Auch wenn ich mich wiederhole, pathologischer Narzissmus ist eine Art Großfamilie mit unterschiedlichen Arten und Formen sowie Ausprägungen. Deshalb kann man ihn eben eher schlecht an der Nasenspitze deuten.
Ihr seht, hier zeichnen sich Differenzierungen, aber auch Überlappungen ab.
Deswegen habe ich mir ein leicht verständliches und einprägsames Gedankenspiel dazu ausgedacht.
Ein schutzgärtnerisches Beispiel – Kuchenparty – Wer ist hier zu Gast?
Stell Dir vor, jemand lädt Dich ein zur Kuchenparty, Du erscheinst zeitiger und die Szene, die ich jetzt gedanklich durchspielen will, ist Folgende: Wie Du reinkommst und laut Gastgeber sollst Du Dir schon mal ein Stück nehmen. Auf einem Buffet-Tisch steht der leckere Torten-Kuchen und an dem wirst Du erkennen, was das möglicherweise mit der Psyche des anderen Gastes zu tun hat, der bereits vor Dir erschien. Meine Beispiele sind überspitzt stark verkürzt und dienen keiner Diagnose.
Variante 1
Es fehlt ein riesiges Stück und eine Krümmel-Spur, führt zum gemütlichsten Sitzplatz.
Höchstwahrscheinlich ein egoistischer Mensch.
Variante 2
Der Kuchen ist nicht mehr auf dem Tisch, sondern in der Mitte des Raumes in den Händen des anderen Gastes, welcher Dir erklärt, dass es eigentlich sein Kuchen ist und wie er oder sie und dementsprechend auch alle anderen den Kuchen finden. Egozentrische Menschen sind anstrengend, doch diese Missverständnisse lassen sich in den meisten Fällen gewaltfrei klären.
Variante 3
Dir wird ein Stück zugeteilt und erklärt, dass Horst und Dagmar heute nur ein ganz kleines Stück bekommen, weil beide schlechte Menschen sind. Außer die Annett, die hat es sich verdient. Wenn das Stück jetzt runterfällt, bist Du schuld.
Vorsicht, wenn hier Dein Narzissmusradar nicht anspringt, hast Du noch ein bisschen Stoff nachzuholen.
Variante 4
Die Deko oder alle Krümmel vom Kuchen wurden weggegessen, ein Fußabdruck ist im Kuchen zu sehen und jemand rülpst zur Begrüßung … oder telefoniert lautstark.
Es könnte sich hier um eine Begegnung mit einem antisozialen Menschen handeln.
Variante 5
Du kommst rein und der Kuchen ist Dir egal, weil Du ein ungutes Gefühl verspürst.
Gruslige Menschentypen – bleiben gruslige Menschentypen – Bauchgefühl vertrauen. Raus da!
…
Variante 520
Der Kuchen steht auf dem Tisch, gleiche Teile. Du wirst freundlich begrüßt und dieser Mensch freut sich, mit Dir gemeinsam den Kuchen zu genießen.
In den meisten Fällen harmlos und Ideal. Doch Vorsicht, das könnte ein Mensch mit primärer Psychopathie Veranlagung sein. Das kann gut ausgehen, aber genau hier liegt eben auch diese Gefahr. Ausschütteln! Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Unterschiede sichtbarer werden zu lassen und etwas zu differenzieren. Lasst mich noch mal zurück zum pathologischen Narzissmus kommen, warum so gesehen sich die Egomanie und pathologischer Narzissmus unterscheiden.
Der Ego-Tod – pathologischer Narzissmus
Weist jemand (im klinischen Sinne) eine narzisstische Persönlichkeitsstörung auf, dann sind andere Menschen wie Objekte stellvertretend der Ersatz für das interne Ego, da dies quasi geschrottet ist. Mauern, Schottergarten und ein falsches Selbst sind die Abwehrantwort. Daher auch der Drang nach Idealisierung und Abwertung dieser „Objekte“ sowie die Angst vor Abhängigkeit, da sich dies nie stimmig anfühlen wird für Menschen, die davon betroffen sind. Auch findet sich hier die Erklärung, warum dem pathologisch narzisstischen, nicht existenten Ego einzig der Weg bleibt, die Schuld im Außen zu suchen. Selbst wenn sie sich dessen bewusst werden, ist die Einsicht und Innensicht mangelhaft und somit übernimmt der Automatismus. Sie haben eine verzerrte Wahrnehmung und Sicht und sind dem ausgesetzt, egal wie sehr man sich als Gegenüber anstrengt dieses Ego aufrechtzuerhalten, aufzubauen oder zu füttern.
In Beziehung und besonders in pathologisch gefährlichen Beziehungen mit Menschen im extremen Narzissmus-Spektrum ist der „Partner“ ein wesentlicher Teil des Ersatz-Egos.
Genau das macht Trennungen gefährlich.
Auch bei Eltern mit extremen narzisstischen Zügen und Verhalten dienen Kinder als externes Ego, wenn wundert es, wenn da vorerst kleine Egoisten entstehen, die dann lernen müssen, dass die Gesellschaft sich es anders vorstellt oder doch nicht? Was passiert mit den Heranwachsenden und deren Ego, wenn sie in die Schleudermaschine der narzisstischen Gesellschaft gespült werden?
Sowohl übertriebener oder krankhafter Egoismus als auch Narzissmus ist für eine Gesellschaft anstrengend und gefährlich. Es fördert Rücksichtslosigkeit, Benachteiligung, Dis-Embodiment, Personenkult, Kriege, Gewalt und vieles, was wir als „Ellenbogengesellschaft“ benennen oder für den Markt halten.
Ich wünsche Euch Ein- und Innensicht sowie gesunden Egoismus und Narzissmus.
Die Schutzgärtnerin
Manja Kendler
Schutzgärtnerische Beratung und Coaching | manjakendler.de
Januar 2023