„Der Ursprung unserer mentalen Energie – und warum sie schwindet Willenskraft, Kreativität und Fokus zurückgewinnen“
Wie unterscheiden sich geistige und motorische Erschöpfung und wie speichert unsere Seepferdchen (Hippocampus) unsere Erinnerung und was braucht es dafür? In diesem Buch gelingt es Michael Nehls seine Theorie über System 1 (schnelles Denken, Grunddenken, unlimitiert) und System 2 (langsames Denken, Nachdenken, Bewusstsein und die Wahl haben, limitiert) unseres Gehirns und damit verbunden Handlungs- und Denkmuster und dazugehörige Stoffwechselprozesse zu definieren. Dazu bedient er sich neurowissenschaftlicher Erklärungen, warum wir uns im Überlebens-Funktionsmodus auf Dauer mit schrumpfenden Hirnregionen und Auswirkungen wie fehlende Konzentration, körperliche Schwächen, seelischen Schwächen, aber auch verknappten Entscheidungen hingeben.
„Narzisstischer/psychopathischer Missbrauch: Häufige Fehler bei der Behandlung und dem Coaching von Überlebenden“
Dieses Buch ist allen Überlebende gewidmet, die aus Unwissen heraus leiden und es ist eines für Therapeuten. Sandra L. Brown ist seit 30 Jahren Traumatherapeutin und spezialisiert auf pathologisch gefährliche Liebesbeziehung die PLR´s. In ihrem Institut (The Institute for Relational Harm Reduction) forscht sie nach der Antidote, wo gängige Verfahrensvorgänge bei Partnerschaftsgewalt sowie Traumatherapie Manuale versagten. Dazu führte sie Gespräche und Studien und holte sich weitere Experten an Board, um den Weg zu finden, wie Betroffenen geholfen werden kann und die Dynamiken und Hintergründe zu verstehen aber auch wie ihnen nicht geholfen wird. Beziehungen mit psychopathologischer Störung (im Cluster B Bereich eines Partners) fallen aus dem gängigen Raster der Partnerschaftsgewalt und Trauma heraus.
Ihre Antwort schmeckt vielen Menschen, die über „narzisstischen Missbrauch“ aufklären und helfen nicht, denn sie sagt: Wir, die wir klinisch arbeiten mit Betroffenen, sollten diesen Begriff ablegen und es als das bezeichnen, was es ist: Eine pathologisch gefährliche Liebesbeziehung. Und dann genauer hinschauen. Warum? Weil aus der Expertensicht „Betroffenenwissen“ zum Thema zum größten Teil fachlicher Nonsens ist und höchst traumatisierend sowie ein Bärendienst. Wie die a-typische posttraumatische Belastung zu erkennen und idealerweise behandelt wird und wie sich die kognitive Dissonanz behutsam lösen lässt innerhalb der Therapie ist erforscht und in diesem Buch zusammengefasst beschrieben.
Daher kommt auch dieses Buch unter anderem mit der Warnung daher: „Das Lesen dieses Buches bereitet Personen ohne klinische Ausbildung in keiner Weise darauf vor, die Informationen, Behandlungshinweise oder Vorschläge zu nutzen.“
Ich lege es all jenen ans Herz, die Psychologie oder Medizin studieren oder bereits tätig sind in diesem Bereich.
Bedingt auch denen, die mutig genug sind, sich damit auseinanderzusetzen, was seit Jahren eine stille, gefährliche Richtung eingeschlagen hat aus dem Unwissen oder/und der Ignoranz heraus.
Wer sich als Therapeut auf das Thema narzisstischen/ psychopathischen Missbrauch innerhalb von Beziehungen spezialisieren möchte, kann bei Sandra L Brown Weiterbildungskurse buchen und sich zertifizieren lassen.
Ich verstehe und vertrete ihren Standpunkt, auch wenn ich den Begriff „narzisstischen Missbrauch“ für notwendig erachte. Warum habe ich in diesem Beitrag beschrieben. Oder hier. Wenn es darum geht, Menschen zu helfen, sich aus pathologischen Liebesbeziehungen zu lösen, darf man Sandra L Browns Arbeit wertschätzen und verinnerlichen, besonders da, wo die Grenzen in der Beratung und im Coaching liegen und Therapeuten wirken dürfen.
Was bedeutet Kontingenz für Beziehungen und wie wird Bindung eine Übereinstimmung statt Baustelle? Bei Diane Poole Heller finden sich viele Ansätze, Übungen und weiterführende Quellen für sichere Bindung, mit ihr erfährt der Leser, was intime Beziehungen ausmacht.
Zwischen erstaunlichen Erkenntnissen aus Bindungstheorie sowie der Traumaforschung finden sich umsetzbare Ideen und viele Fragen. Es ist ein Arbeitsbuch, was einen über Seiten hinweg stetig auffordert, genauer zu schauen und nachzuspüren, was Intimität für sich und andere bedeutet. Dieses Buch benötigt Zeit und gewisse Stabilität.
Sie beschreibt aus ihrer milden „Jeder, sucht Liebe!“ Sicht Bindungstypen dabei werden Frau Heller und ich nur bedingt gute Freunde. Kurzum, dieses Buch schließt eine zugrunde liegende Psychopathologie (die Intimität und authentische Bindung verhindern) hauptsächlich aus. Der Glaubenssatz, wir alle sind fähig zur gesunden Beziehung zieht sich durch. Für Heller ist selbst das Gespann der Gilmoregirls (Mutter Tochter Gespann TV Serie) noch eine sichere Bindung und Hinweise, wie all das durchdachte Konzept doch nicht funktionieren kann, finden sich leider erst auf mageren letzten Seiten. Immerhin werden jene erwähnt. Tipp: Jene markieren und öfter lesen oder sich herausschreiben und als Lesezeichen nutzen.
Auch mit meiner Skepsis bin ich seit Jahren fasziniert von ihrem Input und Verständnis der Beziehungswelt und Dynamiken. Sie ist eine der revolutionären Beziehungstherapeuten dieser Zeit. Sie erinnert an Elemente und Aktivitäten, die einerseits uns und unserem Umfeld zuträglich sind und an den tieferen Sinn der Beziehungsarbeit. Praktisch und umsetzbar. Um ihre Ansichten zu untermauern, zieht sie Studien und Forschungsergebnisse, viele weitere Autoren (einige der erwähnten Bücher findet Ihr auch in den Schutzgarten Buchvorstellungen) und eigene Beobachtungen mit ein.
Wer sich in diesem Feld weiterbilden oder überprüfen will, ist mit diesem Buch gefordert. Direkt nach toxischen oder während toxischer Beziehung ist dieses Werk aus meiner Sicht geradezu gefährlich und bestärkt womöglich toxische Muster, in dem man ihrem 80 % Reparieren Prinzip folgt. Wer jedoch sich nach Beziehung sehnt und unsicher ist, wie er in dem Feld mutig losschwimmen kann, ohne gnadenlos zu ertrinken oder in alten Mustern zu versinken und sich selbst damit im Wege zu stehen, der kann sich hier eine Menge Mut, Einsichten und praktische Anregung holen.
Schutzgartenlesern rate ich ebenfalls zu einer Portion Skepsis und Abgrenzung zu gewissen Übungen und Ansätzen, doch auch zur Offenheit und Neugier die Beziehungswelt und all ihre Dynamiken zu sich und anderen als etwas Förderliches, Positives und Sinnstiftendes zu sehen, zu erlernen und zu leben. Diesbezüglich ist dieses Buch ein wunderbarer Einstieg.
Über emotionale Gewalt an unseren Kindern und wie wir sie verhindern.
Zum Weltkindertag möchte ich auf die Arbeit von Dr. Anke Elisabeth Ballmann aufmerksam machen. Verbaler und emotionaler Missbrauch an Kindern hinterlässt massive Spuren und dies ist wissenschaftlich nachgewiesen. Viele Menschen schlagen seit Jahren Alarm, die Gefahren der schwarzen Pädagogik und emotionalen Gewalt zu erkennen, zu akzeptieren, sie zu verstehen und dagegen anzutreten. Veraltete Haltungen stehen den Erkenntnissen der Forschung in Neurologie, Soziologie und Psychologie entgegen und lassen sich nur schwer als Gewalt werten, denn dann würde so manch einem endlich klar, selbst betroffen zu sein oder gar Täter geworden zu sein, ohne es zu wollen. „Mir hats doch auch nicht geschadet!“, und „Das ist doch keine Gewalt!“, „Ich würde mich doch nie an einem Kind vergehen!“, sind dann Argumente, die außer für Täter und Täterinnen kaum sinnstiftend der Situation entsprechend wirken. Aufklärung und die Menschen dazu bringen, ihre Handlungen zu hinterfragen ist der Weg der Universitätsdozentin, die sich seit über 25 Jahren für gewaltfreie Pädagogik und kindgerechtes Lernen einsetzt. Seit 2020 existiert die ‚Stiftung Gewaltfreie Kindheit‘.
Ein sensibles Thema, welches im vorliegenden Buch den Raum bekommt, den es braucht. Komplexe Zusammenhänge werden verständlich erklärt und empathisch die Ernsthaftigkeit vermittelt. Ob als Betroffener oder Täter dieses Buch schmerzt, doch bietet es Wege und Verständnis. Mit Anmerkungen und Verweisen ist dieses Buch ein tiefer Einstieg, der gewagt werden darf. Es benötigt Mut, doch ist das Werk auch ein Meilenstein auf dem Weg zu einer Welt in der Erziehung gewaltfrei stattfinden darf. Manchmal braucht es dafür eine helfende Hand und davon bietet Anke Elisabeth Ballmann eine Menge im Buch an. Zugreifen oder nicht, liegt beim Leser selbst.
In ihrem Institut Lernmeer unterstützt sie aktiv Lernförderung und in Vorträgen lehrt sie die fachlichen Erkenntnisse sowie ihre und weiter Ideen, wie es besser gelingt, Schaden zu vermeiden. Wer sich für ihre Forschung zum Praxisalltag in Kitas interessiert, dem bietet das Buch „Seelenprügel“ zugegeben unangenehme Einblicke.
Angst und Panik überwinden, Ruhe und Stärke finden. Erschienen am 26. April 2022 im Kösel Verlag.
Nachdem ich Euch den Vagusnerv als inneren Therapeuten vorstellte, kündigte sich ein weiteres Buch für den deutschen Markt zum Thema an. Wer sich auf die Embodiment-Reise begibt, kommt früher oder später an Deb Dana und ihren Einflüssen kaum vorbei (Rhythm of Regulation, UZAZU).
In ihrem Buch ‚Der Vagusnerv – als innere Anker‘ nimmt sie Menschen mit ins Abenteuer des praktischen Fühlens und Verkörperns der Polyvagal-Theorie. Sie forscht(e) zu Trauma und ihr Weg raus aus dem klinischen Alltag hin zum praktischen Erleben bietet vielen Menschen Zugang zu einer möglichen Regulation unseres autonomen Nervensystems. Das wir jenes nicht ständig kontrollieren können, verrät uns schon seine Benennung, doch wenn wir es kennenlernen und unsere innere Landschaft dazu sowie die Funktionen unserer Vagalbremse, haben wir besseres Verständnis für die Sache und gesunden Einfluss auf uns und unsere Umgebung.
Anhand verschiedener Anleitungen lässt sie den Leser Schritt für Schritt, das autonome private Nervensystem, seine Funktionen, Vorteile und Bedürfnisse entdecken. Dieses Buch brauch Zeit und Vorstellungskraft. Für hochsensitive Menschen ist es eine gute Schablone der Theorie zur Praxis, die hier und da helfen kann, besser zu verstehen und wesentlich besser Co-Regulation, Eco-Regulation und Selbstregulation zuzulassen.
Wer noch am Beginn der Reise ‚wieder zu sich selbst findend‘, ist – (zum Beispiel im Überlebensmodus) ist es ratsam, dieses Buch im Auge zu behalten, doch mit Vorsicht zu genießen oder sich noch etwas Zeit lassen.
Für alle anderen heißt es: ‚Sowohl als auch‘ rein ins Erkenntnismeer, Anker werfen, Glimmer sammeln und lernen, zwischen den Zuständen zu reisen. Ohne es auszusprechen, erklärt dieses Buch, was es mit der Mitte, den Zwischen- sowie Außengrenzen eines Schutzgartens auf sich hat. Persönlich fühle ich mich hier zu Hause (besonders im Zuhause hinter dem Zuhause) und neugierig folge ich den Anleitungen und Bewegungen in mir durch mich und um mich. Lebendigkeit und Balance lässt sich aus diesen Seiten schöpfen, wenn man bereit ist, seine eigne Geschichte zu erforschen.
Es ersetzt weder eine 1:1 Arbeit noch therapeutische oder klinisch notwendige Maßnahmen.
Es ist sowohl ein wunderbares Geschenk an gesammelten praktischen Erfahrungen der Autorin als auch ein herausforderndes Abenteuer. Ein Buch was in meinem Schutzgarten-Buchklub einen wichtigen Platz einnimmt.