Narzisstischer Missbrauch – Was können Angehörige für Betroffene tun?

Die Hilfestellungen dienen in erster Linie für erwachsene Betroffene bei eindeutiger Trennung vom Täter. Das Leid der Opfer muss wortwörtlich groß genug sein, damit eine Veränderung möglich ist.In einigen Fällen hat sich der Narzisst getrennt, dabei wäre wichtig das Opfer besonders vor dem Rückfall zu schützen. Dies ist, über die eigene Erkenntnis der Realität, möglich und ist nur schlecht forcierbar. Dennoch hier meine Pflegetipps.
Diese und viele weitere findest Du auch in meinem Buch:
„92 Tage plus Kein-Kontakt“ -Ein Schutzgarten-Ratgeber für Menschen in und nach narzisstischer Gesellschaft- im Überlebensmodus. Ein Tag für Tag Begleiter, um den Kontaktabstand zu toxischen Beziehungen durchzuhalten und Selbsthilfetipps nach narzisstischem Missbrauch zur Hand zu haben. Seit Juni 2020
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1. Zuhören!

Ohne viele Worte! Das Geschehene muss erst mal realisiert werden. Tränenreich und mühselig werden die Erinnerungen erst nach und nach präsent. Aus eigener Erfahrung ist es ein erbärmlicher Zustand, zwischen Leben und Tod, und diese Aussichtslosigkeit muss man täglich überwinden. Es ist nicht vergleichbar mit einer realen Trennungstrauer, denn in dem Fall geht es darum zu erkennen, dass die Vorstellung einer Beziehung nicht real, vielmehr vorgegaukelt war. Selbst die schönen Momente sind plötzlich nur noch Spiegelscherben, dahinter lauert nichts. Keine „es gab ja auch gute Zeiten“ und schon gar kein: hätte, wäre, könnte. Und darum dreht sich alles! Erwarten Sie nicht, dass das Opfer fähig ist, irgendetwas anderes aufzunehmen oder das Erlebte auf einmal zu verarbeiten. Das kann ein jahrelanger Kampf werden, aber wenn die Betroffenen ihn annehmen, kann er sich zum großen Geschenk entwickeln.

2. Genau das, was Sie gerade machen – Informieren Sie sich!

Wichtig ist sich selbst über das Thema Narzisstische Persönlichkeitsstörung, Narzisstischer Missbrauch und Hintergründe zu informieren.
Besonders hilfreich sind Erfahrungsberichte von Opfern, Sie werden schnell ein immer wiederkehrendes Muster entdecken. Nehmen Sie sich die Zeit dafür, wenn Sie aufnahmefähig sind.

3. Alarmsignale erkennen und dokumentieren.

Je mehr Wissen Sie sich aneignen, desto klarer sehen Sie die Zeichen, wann ein Missbrauchsfall vorliegt. Machen Sie sich ruhig ein paar Notizen, für Ihre eigene Sicherheit. So können Sie, zum einen die Betroffenen zur gegebenen Zeit daran erinnern, zum anderen haben Sie eine Absicherung für eventuelle rechtliche Ernstfälle.

4. Hilfe zur Selbsthilfe

Eine professionelle, psychologische Therapie der Betroffenen ist ratsam und fast unumgänglich! Selbsthilfegruppen, Internetseiten wie der Schutzgarten sind hilfreiche Tools, die man anbieten kann. Allerdings sind sie auch für einen selbst bestens geeignet, denn selbst Zeugen von narzisstischem Missbrauch erleben traumatische, dramatische Situationen.

5. Nicht Ihre Verantwortung!

Sie können, den Überlebenden einer narzisstischen Beziehung, lediglich Hilfe anbieten, jedoch nur, solange es Ihnen selbst gut geht. Opfer tragen selbst die Verantwortung für ihre Heilung. Sie sind es auch, die selbst die Neuinstallierung vornehmen müssen und dies kann wie bereits erwähnt, Monate und Jahre dauern und braucht ausgebildete, erfahrene Therapeuten im Bereich emotionaler Missbrauch, narzisstischer Missbrauch und PTSD.

6. Haben Sie Geduld!

Es dauert mindestens ein halbes Jahr nach einer toxischen Beziehung zu „entgiften“. Gerade die ersten 90 Tage, ohne Kontakt, gestalten sich, als eine Art Überlebensmodus der gefühlt, für Betroffene, kein Vorwärtskommen beinhaltet. Eher gleicht es einem: kalten Entzug, von einer toxischen Person. In der Realität ist dieser Prozess bahnbrechend geeignet und ein „MUSS“ um Platz für neues Verständnis, Erkenntnis und ein neues Selbstkonzept zu schaffen. Die Gefahr des Rückfalls ist in dieser Zeit sehr hoch, haben Sie Geduld mit immer wiederkehrenden Fragen, Traueranfällen, Schuldfragen und dem Antwortsuchen. Die Opfer sind, nach wie vor, in einer traumatischen Ausgangssituation. Das Gefühl gleicht dem: Nicht vorwärts, aber auch nicht rückwärts zu können. Geduld und offene Ohren sind alles, was Sie in diesem Stadium anbieten können. Mir tat allein das Wissen jederzeit jemanden anrufen zu können sehr gut.

7. Fragen Sie nach!

Ja/Nein-Fragen führen erfahrungsgemäß zu keiner Erkenntnis. Offene Fragen sind hier besonders geeignet. Im Grunde sind sie ein großer Gefallen, denn je öfter und ausführlicher darüber gesprochen wird, desto klarer kann die Situation von Betroffenen eingeschätzt werden. Freundlich gefragt, ob das nicht gerade nach Missbrauch oder Manipulation klingt, lässt die Opfer besser die Realität erkennen, als eine Bemerkung über „a … mäßiges Verhalten“.
Kritik ist keine Sprache, die den Opfern gut tut. Verbundenheit und Verständnis helfen ihnen, schneller zu heilen!

8. Schutzgarten – Schutzraum

Unterstützen Sie, die betroffene Person dabei, sich an einen geschützten Ort zu begeben, physisch sowie psychisch. Mehr dazu unter: Dein Garten – Deine Grenzen!

9. Realitätscheck!

Der Nebel ist sehr dicht, um die Sicht des Opfers, bestätigen sie die Person liebenswert, wundervoll und „nicht verrückt“ zu sein. Achten Sie darauf, dass die Opfer ständig versuchen werden, ihre eigenen Schlussfolgerungen mit einer Weiteren infrage zu stellen. Helfen Sie die Realität zu benennen. Jedes Entschuldigen des Täters sollte so, mit der Bestätigung der Realität ausgeräumt werden.

10. Unterschätze nicht die Gefahr!

Es gibt unheimlich viele tragische Beispiele, wo die Gefahr zu spät erkannt wurde. Es gibt kaum eine traumatischere Situation, als die Trennung von einem Narzissten. Es könnte eine SMS genügen, die Opfer völlig zurück schnipsen zu lassen. Wenn das Opfer, einmal aus der Situation raus ist, muss es da bleiben. Solange keine Kinder dazwischen stehen (und selbst dann ist es wichtig sich so nah wie möglich an „kein Kontakt“ zu halten), sollte alles, was den Kontakt herstellt (dazu gehören Telefonnummer, E-Mail-Kontakt, Erinnerungen und auch Fotos) vermieden werden. Selbst für Textnachrichten braucht das Opfer gesunde Abgrenzungen, die es erst erlernen muss. Bei finanziellen und erziehungsberechtigten Fragen ist ein Anwalt/neutraler Vermittler ratsam.

Bitte lesen Sie auch: Was man als Angehöriger vermeiden sollte!

Noch eine persönliche Anmerkung, von Mensch zu Mensch …
Es gibt keinen größeren Segen, als jemand der bereit ist und die Zeit hat, jemand zur Seite zu stehen, in dieser Phase des Zusammenbruchs und der Heilung.
Ich danke Dir für Dein Interesse und Deine Hingabe. Die Bereitschaft, sich zurückzustellen und einem Menschen da durch zu helfen, ist ehrenwert und selbstlos. Achte auf Dich dabei!

7 Jahre der Schutzgarten jetzt neu: Ich freue mich, dass Du meinen Schutzgarten Ratgeber besucht hast. Ich hoffe, du hast nützliche Tipps und Anregungen gefunden, wie Du Deinen eigenen Schutzgarten gestalten kannst. Wenn du magst, kannst Du mir hier im Gästebuch einen Kommentar hinterlassen. was für Dich hier im Schutzgarten Mehrwert hat, berichte über Deine Fortschritte und unterstütze andere Leser auf ihrem Weg.

Die Schutzgärtnerin
Manja Kendler
Stand, September 2016
alle Rechte vorbehalten

8 Kommentare zu „Narzisstischer Missbrauch – Was können Angehörige für Betroffene tun?

  1. Vielen Dank für den Bericht. Das hilft sehr weiter! Wie sind den die Empfehlungen wenn das Opfer gefühlt noch nicht die finale Trennung vollzogen hat? Z.b. Nach wie vor Kontakt zulässt oder sucht?

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    1. Hallo Sabine, die Situation nenn ich den Wunderlandmodus. Das Wissen ist noch nicht im Körper, Geist und Seele gleichangekommen, ich halte da nur einen Kontaktabstand auf allen Ebenen für sinnvoll, wie bei einer harten Droge. Im Kontakt ist manchmal vorerst nur die GreyRock Methode, also eine Mauer hochzufahren, möglich, was jegliche private Inhalte betrifft. (Beinhaltet Risiken) Was aus meiner Sicht wichtig ist, sich Unterstützung zu suchen. Und hier noch ein weiterer Beitrag, der erklärt, wie man weniger aufsaugt und reagiert – mehr so Beobachter wird.

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  2. Dein Bericht ist toll. Ich fühle mich komplett angesprochen. Ich habe mich vor 5 Monaten (8jährige Beziehung) von meinem Partner getrennt. Mir ist viel zu spät aufgefallen was da schief läuft.. „Leider“ haben wir eine gemeinsame Tochter. Er hat begonnen mir zu drohen (wenn er die Kleine hole und ich ihn anschaue macht er mich fertig) er hat mir gedroht er bringe mich um. Anschliessend habe ich Ihn überall blockiert (von FB bis Handy usw.) nur meine E-Mail habe ich vergessen, er hat mir dann schriftlich mit suizid gedroht und mir anschliessend ein Foto geschickt wie er sich den Unterarm verschnitten hat und jetz sm sterben ist usw. Ich weiss nicht warum, aber ich habe panische Angst vor ihm. Ich bringe diese Bilder nicht mehr aus meinem Kopf..Ich traue mich kaum mehr mit dem Hund aus dem Haus (früher nächtliche sms; du solltest schlafen, dein Fensterladen ist noch oben). Wiso und wie erreicht er dass, das ich solche Angst vor ihm habe? Als ich anfangs keine Antwort gegeben habe, drohte er mir mit einem Besuch vor meiner Haustür. Ich möchte nicht das unsere Tochter meine Angst mitkriegt.. ich habe Angst das er sie in das ganze mit rein zieht wenn sie bei ihm ist. was kann ich noch tun..?

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    1. Hallo Du, gut das Du diesen Weg gehst.
      Narzisstischer Missbrauch kann leider Angststörungen mit sich bringen und mal Hand aufs Herz, was Du beschreibst ist doch auch unbegreiflich erschütternd und Angst machend. Ich lese die daraus üblichen Reaktionen und Gedanken.

      Wichtig ist, Dir jetzt Unterstützung zu holen, rechtlich und sozialpsychologisch, über die Angst zu sprechen und Möglichkeiten für eine sichere Zukunft zu gestalten (mit Hilfe), hinzu kommt Dir Zeit geben (nicht nur Möglichkeiten) alles aufzuarbeiten und zu integrieren. Hier noch ein Link mit weiteren Tipps und Mut vorraus! https://schutzgarten.wordpress.com/2017/03/13/alleinerziehend-tipps-fuer-den-umgang-mit-narzisstischem-elternteil/

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  3. Hallo, hoffe ich bin hier richtig? Ich habe vor Monaten die Frau gefunden die ich immer gesucht habe. Wir haben uns über 3 Jahre immer wieder gegenseitig beobachtet und durch eine Zufall endlich getraut anzusprechen. Wir können super gut reden es fühlt sich mega an. Das Problem was ich gerade habe ist folgendes sie hat 20 Jahre mit einem Narzissten zusammen gelebt. Sie hat mir da so einige sachen erzählt da wurde mir sehr schlecht bei wie ein Menschen so eine Manipulation vollziehen kann. Wie ich schon sagte soweit kommen wir gut klar wenn wir uns sehen nimmt sie mich in den Arm küsst mich und ein Tag später ist alles wieder vorbei also 1 Gang vor und 2 Gänge zurück. Es ist nicht einfach für mich wenn ich ehrlich bin ich möchte ihr so gern helfen nur weis ich nicht was ich machen kann außer zu zeigen ich bin da für dich. Sie bedeutet mir sehr viel und ich möchte gern den Weg mit ihr gehen nur wie kann mir da bitte ein Tipp gegeben werden ? Mit freundlichen Grüßen Thorsten

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    1. Hallo Thorsten, danke für Deine Zeilen. Ich finde es großartig, dass Du direkt meinen Haupttipp: sich selbst über narzisstischen Missbrauch zu informieren umgesetzt hast! Um konstruktiv Tipps zu verteilen, bräuchte ich mehr Hintergrund-wissen zur Konstellation (das wäre ein Beratungsthema). Dennoch hier ein Verweis zur Problematik. Am Ende des Beitrags, findest Du auch einen Link zur einer Art Tippliste 😉 Vielleicht auch eine Grundlage mit Ihr ins Gespräch zu kommen. Kommunikation ist das A und O.

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  4. Ich brauche Hilfe,. Ein Sohn ist mit einer Narzisten verheiratet. Sie haben zusammen einen Sohn und sie hat eine Tochter mit in die Ehe gebracht. Er hat sich von der ganzen Familie distanziert, sogar von mir. Es ist nichts offensichtliches passiert, dass er dazu Grund hat. Im Gegenteil, haben wir alle versucht mit ihr klar zu kommen. Immer wieder gab es Anzeichen aber ich dachte nicht, dass mein Sohn sich so manipulierrn lässt. Wir hatten immer ein sehr enges Verhältnis, meine 4 Kinder und ich, aber das hat ihr von Anfang an nicht gefallen. Wir dachten sie kennt das nicht und muss sich erst daran gewöhnen. Zu Anfang hat sie ihn mit Missachtung und Liebesentzug „bestraft“ da habe ich erlebt, dass mein Sohn, der immer sehr selbstbewusst war, weinend vor ihr stand und sie anbettelte wieder lieb zu ihm zu sein. Ich war sehr erschrocken, er weinte und entschuldigte sich wobei er gar nichts falsch gemacht hatte. Nun kommt niemand mehr an ihn ran. Sie hat sogar dafür gesorgt, dass er seine Freunde fallen gelassen hat. Ich bin verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Selbst bei meinen Eltern meldet er sich nicht mehr. Sie leiden auch sehr darunter. Was kann ich tun? Kann ich überhaupt etwas tun? Würde mich über eine Antwort sehr freuen.
    Liebe Grüße Eve

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