Empathie, aber wie? Über das Label und Beziehungen

Es ist wichtig zu verstehen, warum „Empathie“ als Label für Vieles steht.

Kognitive Empathie – das Verständnis für Erfassung von Zuständen Gefühlen, Handlungsmotiven des Anderen.
Gefühlsempathie – das Hineinfühlen und Wahrnehmen, das in sich Spüren, was der andere denkt, fühlt und braucht.

Viele Menschen nutzen diese Formen der Empathie mehr oder weniger unbewusst und auf ihr nahes Umfeld bezogen. Es gibt jedoch auch Menschentypen, deren Persönlichkeit und Beziehungs(er)leben durch ihre Art der Empathie geprägt werden.

ein paar Beispiele aus meiner Wahrnehmung

Borderliner können megaempathisch sein, sind es jedoch nur phasenweise und das fördert schwarz-weiß-Denken und Nähe-Distanz-Konflikte.
Jeder Mensch (besonders traumatisiert) kann durch das eigene Leid empathischer werden themen- und situationsbedingt. Gerade hier ist oft das Helfersyndrom zu finden.
Narzissten, Psychopathen, Soziopathen besitzen kognitive Empathie, jedoch ist Gefühlsempathie gespielt und nicht vorhanden.
Autisten mit Asperger-Syndrom oder Menschen mit ADHS-Diagnosen besitzen eine hypersensibilisierte Gefühlsempathie, jedoch haben sie Schwierigkeiten kognitives Verständnis aufzubringen, für sie sind die unkontrollierbaren „Schwingungen“ der anderen weniger relevant oder eher belastend.

Innerhalb von Gruppen, Familienverbänden herrscht automatisch eine höhere Empathie. Bis hin zum kollektiven Seelen-Kannibalismus.

Erhöhte Empathie und Beziehung

(Hoch)Empath zu sein bedeutet, in sich Situationen und Menschen zu fühlen und zu verstehen, unabhängig der Verbindung, eigenen Meinung und Interessen. Auch da gibt es unterschiedliche Typen im Umgang.

Hochsensitiven Menschen, im Sinne des Persönlichkeitsmerkmals, sind quasi mit den Netzwerken der Anderen und weit darüber hinaus, direkt spürbar verbunden. Sie „erspüren“ Systeme . Das ist wie eine neuronale Datenautobahn, die alle mit sich bringen, damit geht eine erhöhte Gefühlsempathie einher, was eine intensive Verbindung, Verständnis und fremde Gefühlswelten und Fremdenergien mit sich bringt.

Das ist an und für sich schon eine Herausforderung für Beziehung! Du weißt, wenn was nicht stimmt und der Partner kann einem schwer etwas „vorspielen“ gleichzeitig ist da enormes Verständnis für den Gegenüber. Sie sind von Ethik und Moral in ihrem Handeln geprägt.

Auch da gibt es welche mit gesunden Grenzen und Eigenempathie, sie sind erfahren darin, sich selbst zu verstehen und ebenso zu fühlen sowie die Seite zu erkennen, auf der sie sich befinden.

Dann gibt es jene die a) über sich selbst nichts wissen (HSP als Geschenk) b) die es belastet durch ungesunde Grenzen (HSP als Last)und c) jene, denen psychopathologisches Wissen fehlt. Diese Menschen sehen grundsätzlich das Gute, auch das kleinste Licht im tiefsten Dunkel.

Treffen zwei überdurchschnittlich empathische Menschen zusammen, stehen sie vor einer immensen Herausforderung, denn sie sind zwei hochschwingende Wesen. Sie riechen, neben den guten Gefühlen,  jeglichen Bullshit gegen den Wind, brauchen Erholungszeiten und freibindende Strukturen. Die Gefahr sich hier gegenseitig zu belasten, statt zu entlasten, liegt auf der Hand.

Gerade hochsensitive Menschen benötigen emotionale Stabilität in Beziehungen. Das bietet am ehesten jemand, der normal empathisch ist, selbstbewusst und offen dafür, es mit der hochsensitiven Welt „aufzunehmen“ und von ihr ebenso zu profitieren. Das wäre eine klassische Win-Win-Situation.

Hochsensitive Menschen und die Narzissmus-Falle

Genau da lauert die Gefahr, auf verdeckte Narzissten, Psychopathen, Soziopathen zu treffen oder Menschen mit solchen Zügen.
Für sie ist es eine lebendige Zufuhr und die Möglichkeit, sich ganz nah im Spiegel zu betrachten, zu lernen sowie gleichzeitig eine Herausforderung. Kaum jemand mag diesen Menschen liebevoller, offener und ehrlicher, die eigenen Schattenseiten näherbringen und bunt malen als HSPler. Auch neigen viele Narzissten dazu, sich selbst als „hochsensibel“ vorzustellen.

Grandiose Narzissten machen, um die „dauerhaft, authentischen“ Hochempathen, einen Nähe-Bogen. Es ist ihnen suspekt und sie riechen die Gefahr, auf Grund zu laufen. Sie halten diese Empathie für gespielt, da es sich ihnen nicht erschließt. Die Gefühlsduselei und Selbstreflexion werden zur Anstrengung.

Warum es nicht immer die Empathie ist, im Spiel mit Narzissten,
habe ich, in diesem Beitrag beschrieben.

Missverständnisse

Der größte Trugschluss ist, dass Empathie automatisch mit Freundlichkeit gleichzusetzten ist oder dem Spiegeln des Gegenübers.

Für Empathen ist das negative weltliche Geschehen, gesellschaftliche Stimmung und Pseudoempathie eine Herausforderung, die erst mal nichts mit ‚Wolken schmecken‘ zu tun hat.

So bringt die erhöhte Empathie eigene Konflikte mit sich, doch auch Lösungen, Lebendigkeit und authentisches Miteinander. In fast jedem Bekanntenkreis trifft man mindestens einen Menschen mit einer naturgegebenen erhöhten Empathie. Dies sind die Ratgeber, Gefühlsdetektive, Chaosanschubser und Einhörner. Oft neigen sie dazu introvertiert oder schüchtern sich weniger zu zeigen oder mit ihren Gaben zu hausieren.
Es sei denn, Ihr habt es mit extrovertierten HSPlern zu tun.

Was sind Eure Erfahrungen dazu?

Die Schutzgärtnerin
Manja Kendler
Spirit/Coach/Berater
September 2019

4 Kommentare zu „Empathie, aber wie? Über das Label und Beziehungen

  1. Hey,
    ein interessanter Beitrag.
    Ich denke Empathie ist bei jedem anders stark bzw. auf differenzierte Art und Weise ausgeprägt.
    Da ich die Diagnose Borderline habe, kann ich diesbezüglich nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen und nicht für alle Betroffenen. Da sich das Krankheitsbild auch bei jedem anders zeigt bzw. die Symptome anders ausgeprägt sind.

    Auch wenn man zu Schwarz-Weiß-Denken neigt, kann man doch Graustufen wahrnehmen. Das eine schließt das andere nicht zwangsläufig aus.
    Bei mir ist es so, dass ich mein Schwarz-Weiß-Denken kognitiv wahrnehme und dadurch auch dagegen steuern kann in meinen Verhaltensweisen. Doch gefühlsmäßig ist das anders. Da empfinde ich dann beispielsweise eine starke Abneigung oder umgekehrt, in die andere Richtung. Schwierig ist eher die Negativpolung.
    Insofern kann ich mich kognitiv schon in einen anderen Menschen einfühlen, die einzelnen Graustufen durchspielen, auch wenn es mich gefühlsmäßig eher sagen wir mal in die Negativpolung zieht, sprich meine Gefühle Rückzug fordern oder Abneigung empfinden.
    Unabhängig von Schwarz-Weiß-Denken kann man als Borderliner nicht nur phasenweise empathisch sein.
    Borderliner können die Gefühle anderer oftmals sehr deutlich wahrnehmen. Hierbei gibt es das sogenannte Empathie Paradox, was bei Borderline häufig gegeben ist. Betroffene sind in der Lage die Gefühle anderer mit hoher Genauigkeit zu identifizieren, denken aber, dass sich vor allem negative Emotionen gegen sie richten bzw. nehmen dies als eine verstärkte Bedrohung wahr. Was wiederum im Abwehrmechanismus der Spaltung resultieren kann und damit Schwarz-Weiß-Denken begünstigt.
    Hierbei gibt es auch einen interessanten Test – den Read the emotions in the eyes Test. Bei welchem man die Emotionen anderer an Hand der Abbildungen ihrer Augen bei 36 Personen erkennen soll. (Ich hatte das Ergebnis 32 Augenpaare und die dahinter liegenden Emotionen richtig erkannt zu haben)

    Traumata können einen auch empathischer machen. Wie du es selbst schon geschrieben hast. Doch das gilt nicht nur für Traumata, sondern wohl generell für bereits gemachte Erfahrungen. Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen ist man in der Lage einen anderen in einer ähnlichen Situation besser zu verstehen.
    Traumata können jedoch auch darin resultieren, dass man emotional empfindlicher wird. Die Seele erträgt dann nicht mehr so viel wie vorher. Daher kann etwas, das als mangelnde Empathie empfunden wird, auch ein Schutzmechanismus sein.
    Gerade Borderliner haben ja oft auch Traumata hinter sich. Spaltung ist dahingehend auch nichts weiter als ein Schutzmechanismus.

    Eine Beobachtung, die ich oft mache ist, dass Menschen, die als gesund gelten, starkes Schwarz-Weiß-Denken an den Tag legen. Beispielsweise indem sie Menschen auf eine Sache reduzieren, auf einen Fehler, und dadurch den ganzen Menschen und dessen Leistungen als schlecht degradieren.
    Etwas, das ich auch bei manchen Hochsensiblen erlebt habe ist, dass sie sich als etwas Besseres betrachten, davon sprechen, dass nur sie positive Eigenschaften hätten wie eine erhöhte Empathie, Borderliner oder Traumatisierte aber nicht.
    Sich als etwas Besseres zu sehen ist auch nicht besonders empathisch.

    Ich denke da gibt es unterschiedliche Ausprägungen in Sachen Empathiefähigkeit, genauso wie in Sachen Sensitivität.

    LG

    Gefällt 2 Personen

  2. Gemäß Definition, ist Empathie die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen, Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Empathie

    Empathie bedeutet also nicht nur, dass man die Emotionen (wie Wurt, Trauer, Hass, Verzweiflung) einer anderen Person nachvollziehen kann, sondern auch, dass man deren Ursache erkennt.
    Bei „meiner“ Narzisstin dachte ich, die Ursachen für ihre Emotionen seien traumatische Erlebnisse in der Vergangenheit gewesen. Das mag durchaus auch so gewesen sein. Aber das Grundproblem war ihre narzisstische Persönlichkeits-Struktur, die ich nicht erkannte.
    Somit bin ich gemäß Definition, nicht emphatisch gewesen, weil ich die Ursachen für ihr Verhalten falsch interpretierte.

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